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Kritikenrundschau: Pictures – schaffe, schaffe, Bildle baue

Pictures

Nicht immer nur Würfel werfen oder Karten ziehen – wie wäre es mal mit etwas, in dem man mit ungewöhnlichen Baumaterialien hantieren muss? „Pictures“ (Daniela und Christian Stöhr beim PD-Verlag) enthält Schnürsenkel, Stöcke und Steine, Bauklötze und noch einiges mehr. Aber macht es auch Spaß? Die Jurymitglieder haben dazu – selbstverständlich – Meinungen.

Pictures

„16 Fotokarten liegen aus. Mit Materialien wie beispielsweise Bauklötzen oder Schnürsenkeln oder Farbwürfeln bilden wir geheim bestimmte Fotos nach; jede*r mit einem anderen Material-Set. Hinterher wird geraten, Treffer bringen Punkte, alle Materialien werden weitergegeben, so dass am Ende jede*r mal mit jedem Werkstoff arbeiten musste“, beschreibt Udo Bartsch das Spiel.

„Nicht immer fällt die Nachbildung leicht, schon gar nicht mit den vorgesehenen Instrumenten. Gefühlt erwischt man immer das falsche Bild. Wie sollen denn sechs kantige Bauklötze genügen, um eine Weinrebe mit 50 runden Trauben abzubilden? Wie macht man einem störrischen Schnürsenkel klar, dass es bei Architektur auf gerade Linien und exakte Winkel ankommt? Die Aufgaben fordern heraus. Und genau deshalb bereiten sie Spaß. Das Raten ist nicht minder unterhaltsam. Sich hineinzudenken, wie andere Spieler Bilder wahrnehmen, ob sie eher Details oder Strukturen oder das Gesamtwerk im Blick haben, reizt als Interpretationsaufgabe.“

Allerdings sieht Bartsch auch den einen oder anderen kleinen Wermutstropfen: „Die Symbolkarten finde ich vergleichsweise unspannend. In meinen Runden wurden sie selten auf überraschende Weise eingesetzt. Zwei der Materialsätze (Bauklötze und Steinzeitkram) sind in ihrer Verwendung recht ähnlich. Ich finde es zudem etwas ungünstig, dass einige der Fotos hochkant, die meisten aber quer sind. Und wer über Kopf gucken muss, wird feststellen, dass viele Bilder wenig kontrastreich sind. Aus ungünstiger Perspektive erkennt man nicht viel.“ Auch die Mechanik kritisiert Bartsch: „Langweilig ist es immer dann, wenn ein Bild zweimal mit exakt demselben Material nachgestellt werden soll. Man kopiert dann einfach die vorherige Darstellung und streicht sichere Punkte ein.“ Letztendlich aber bekommt das Spiel, das auf „harmonische, angenehme und vor allem spielerische Weise Handarbeit, Kreativität und Intellekt“ verbindet, von ihm 5 Sterne – „reizvoll“ lautet das Urteil. ¹

Manuel Fritsch findet „Pictures“ in seinem Podcast auch gut, ein „Highlight“ sogar. „Es ist eines von diesen Spielen, wo einem das Punktesystem am Ende egal ist. Es macht Spaß zu raten, es macht Spaß zu bauen, natürlich gibt es am Ende theoretisch einen Gewinner, aber man hat trotzdem ein kooperatives Spielergebnis.“ Denn das Schöne an solchen Spielen sei ja nicht das Gewinnen – es sei die Diskussion. Nur dass es manchmal vorkommt, das Spieler und Spielerinnen dasselbe Bild mit denselben Materialien bauen müssen, stört ihn genau wie Bartsch: „Dann ist es natürlich etwas langweilig. Das ist ein bisschen das Problem, und da gibt es auch keine Lösung für.“ Aber: „Diese Fehler stören nicht so sehr, weil man es nicht wegen der Punkte spielt.“ Heraus kommt eine: „Dicke Empfehlung. Trotz dieser kleinen Macken ein sehr, sehr schönes Partyspiel.“ ²

Auch Bernhard Löhlein sieht „Pictures“ in seiner Radiosendung als Partyspiel, sogar als „Partyspiel mit Niveau“, das  „echte Herausforderung“ biete. „Da wird geknobelt und gelacht. Da ist man schier verzweifelt, wenn das eigene Werk nicht erkannt wird. Und stolz, wenn man als einziger dem entscheidenden Hinweis auf die Spur gekommen ist.“ ³

Tim Koch betont in seinem Blog ebenfalls die gesellige Seite von „Pictures“. Es gehöre „zu jenen Spielen, die man eigentlich nur auf den Tisch legen muss, um Mitspieler zu finden. Bereits das Material macht neugierig, wer wenige Minuten zuschaut kann sich die Regelerklärung weitestgehend sparen. Außenstehende fiebern mit, Ratende verzweifeln ob der seltsamen Hinweise, und die Bauherren freuen sich, wenn selbst schwierige Bilder erraten werden.“ Ähnlich wie Bartsch stört ihn manchmal die Wiederholung: „Zu kritisieren gibt es bei ‚Pictures‘ dagegen nicht wirklich viel. Etwas langweiliger wird es eigentlich stets nur dann, wenn das gleiche Bild erneut mit dem gleichen Material gebaut werden muss. Das sind üblicherweise sichere Punkte, ohne dass man zu kreativen Höchstleistungen auflaufen müsste.“ Am Ende kommt bei Koch ein deutlich grünes gelbgrün als Wertung heraus.

Julia Zerlik ist zunächst erstaunt, dass „Pictures“ so gut funktioniert: „Wer kommt schon auf die Idee, mit Schnürsenkeln etwas nachzubauen? Hier macht man das, und es funktioniert erstaunlich gut, weil man sich auf einen Aspekt des Bildes fokussiert und versucht, irgendwie darzustellen“, sagt sie in ihrem Video. Allerdings hat sie auch einiges an der Spielmechanik zu kritisieren. Dass die Bildmarker, die jeweils dreimal vorhanden sind, aus dem Spiel genommen werden, stört sie: „Dann kann halt ein Bild zehnmal drankommen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber gering. So hat man in der letzten Runde zwei, drei Bilder, die es pauschal nicht mehr sein können. Das finde ich manchmal ein bisschen schade.“ Außerdem seien zu wenig Bilder im Stapel. Das Spiel würde mit Zeit redundant, klagt sie – wie Bartsch und Fritsch: „Es kommt mindestens einmal pro Partie vor, dass man mit demselben Material dasselbe Bild nochmal bauen muss. Ich hätte mir gewünscht, dass so zweimal pro Runde ein neuer Schwung Karten reinkommt.“ Insgesamt sei des Spiel jedoch „richtig, richtig klasse.“

Auch Stephan Kessler gefällt im Podcast der Brettagogen „Pictures“ sehr gut. „Mir gefällt das Bauen“, sagt er, und dass man lernen könne, wie die Mitspieler und Mitspielerinnen denken.  Dennoch sieht auch er das Problem der redundanten Karten: „Es kam bisher in jeder einzelnen Partie vor, dass jemand mit den gleichen Materialen das Gleiche bauen musste. Das war einfach langweilig für denjenigen.“ Kessler wünscht sich eine Regel, die das verhindert. Auch dass die Bilder unterschiedliche Formate hätten, sei ein Kritikpunkt: „Ich hätte mir gewünscht, dass man alle im Querformat macht und die vielleicht auch ein wenig angleicht.“ Das sei aber, räumt er ein, „Jammern auf hohem Niveau.“

Das Redundanzproblem sieht Sandra Lemberger auch – und liefert gleich die Lösung: „Es ist meistens sehr schwer, hier mit zündend neuen Ideen aufzuwarten, wie es der klein gedruckte Regel-Zusatz verlangt. Deshalb haben wir die Hausregel erfunden, dass man in diesem Fall die Koordinate vorzeigt und anschließend eine neue ziehen darf.“ Insgesamt bleibt dies für Lemberger allerdings die einzige Schwachstelle des Spiels: „Dank seines einfachen Prinzips schafft es ‚Pictures‘ , auch Leute an den Tisch zu locken, die für Spielen eigentlich nicht so viel übrighaben. Und noch besser: Sogar ‚Partyspiel-Muffel‘ mögen es in den allermeisten Fällen.“ Sie wünscht sich auf jeden Fall mehr Bilder und mehr Materialien für das Spiel und vergibt dafür die Höchstwertung von 6 Würfelaugen.

¹ Rezensionen für Millionen: Pictures
² Insert Moin: Le Brett mit mit Harry Potter, Pictures, Fugitive, Nova Luna & Soviet Kitchen Unleashed (kostenpflichtig)
³ Radio IN, Spiel der Woche, Sendung vom 28.12.2019
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