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Kritikenrundschau: KuZOOka – die zoogenannte Freiheit

Die Tiere wollen aus dem Zoo ausbrechen. Da sie aber nicht so gut miteinander sprechen können, müssen sie sich auf andere Kommunikationswege verlegen. Soweit die Geschichte von „KuZOOka“ (von Leo Colovini bei Pegasus Spiele). Ob ein Aufbruch in die ersehnte Freiheit auch ein gutes Spiel wird, haben einige Jury-Mitgliederinnen und -Mitglieder herausgefunden.

„51 Karten sind im Spiel, sechs Farben gibt es. Jede Farbe steht für einen Gegenstand – Ballon, Löffel, Schal und so weiter“, erklärt Harald Schrapers das Spiel. „Wenn alle Mitspielenden zusammen genau eine dieser Farben nahezu komplett auf unseren Händen halten, dann haben wir gewonnen. Wir müssen also rausfinden: Wovon haben wir am meisten auf der Hand? Ich habe drei Rot – das sind die Eislöffel. Also lege ich meine Spielfigur, ein Tierkopf, auf den Weg, der auf dem Spielbrett abgebildet ist – und zwar bei 1 Eislöffel. Denn ich muss im ersten Wegabschnitt beginnen. Reihum legen auch die Mitspielenden ihre Tierköpfe auf den Weg, und wir steigern uns dabei hoch. Rot findet keine der Mitspielerinnen gut. Stattdessen kommt Schal 3, anschließend zeigt eine Mitspielerin viermal den grünen Luftballon an. Und ich gehe noch höher: Fünfmal Ballon, denn ich habe selbst auch zwei auf der Hand. Eigentlich könnte ich auf sechsmal Ballon gehen – geht aber nicht, denn man darf nicht weit davonstürmen.“

Man müsse in „KuZooka“ für „Gedankenübertragung sorgen“, meint Schrapers. „Es geht darum, sich in den Mitspielenden reinfühlen, zu schauen, ob er offensiv selbstbewusst handelt oder verzweifelt wirkt. ‚KuZOOka‘ ist ein emotionales Spiel, das es schafft, einen Sog zu erzeugen.“ Zu gewinnen sei in größeren Runden „überhaupt nicht einfach“, schreibt er. „‚KuZOOka‘ schafft eine optimale Balance zwischen frustiger Enttäuschung und dem Drang, es direkt noch einmal zu spielen.“
Schrapers findet das Spiel allerdings nur „mäßig“ optisch gestaltet und in der Spielanleitung sehe er Mängel, kritisiert er die Redaktion, während er den Autor lobt: „Der Venezianer Leo Colovini hat mit ‚KuZOOka‘ eine ziemlich geniale Mischung aus den Ideen geschaffen, die wir von ‚The Game‘ und ‚Bluff‘ kennen – aber eben ohne zu bluffen.“¹

Auch Udo Bartsch sieht in „KuZOOka“ ein Spiel, das Empathie erfordert. „Es hilft, die Körpersprache der anderen zu lesen: ob sie zögern, ob sie Gewissheit ausstrahlen. Mitzudenken lohnt sich ebenfalls: Wer hat bislang auf welche Farben gewettet? Und wer hat auf dem Parcours welche Farbfelder übersprungen? Denn irgendwann kommen die Wetten zwangsläufig in unsichere Bereiche. Und ich allein muss dann entscheiden, ob ich erhöhe oder aufgebe. Kein König der Tiere nimmt mir diese Verantwortung ab. Das ist sehr spannend. Für alle“, schreibt Bartsch. „Wie etwa in ‚The Mind‘ oder ‚Hanabi‘ muss sich die Gruppe aufeinander eingrooven, muss eine indirekte Form der Kommunikation finden, die trotz Redeverbot funktioniert. ‚KuZOOka‘ muss erspielt werden. Nach dem Lesen der Anleitung fragt man sich noch, was das Spiel eigentlich von einem will.“ Und auch Bartsch entdeckt Mängel in der Spielanleitung: Zum einen würde nicht erklärt, „dass nach jeder Runde alle Gebotssteine abgeräumt werden und die Wetterei von vorn beginnt“. Auch manche der Tierfähigkeiten machten ihn etwas ratlos. „Ihre Regeln sind klar, ihr Nutzen aber unklar.“ Zwar findet er „KuZOOka“ orginell und anspruchsvoll, den Spielplan allerdings „tierisch“ überladen. „Die kleinen Gebotsmarker gehen im bunten Gewimmel unter. Dass sich die Handkarten nur in eine Richtung auffächern lassen, ist ein weiterer Schnitzer“, schreibt er. „Als erster Versuch, um Erfahrungspunkte fürs nächste Level zu sammeln, mag ‚KuZOOka‘ schon sehr gelungen sein. Einem Spiel allerdings billigt man nicht sieben Anläufe zu.“²

Auch Stefan Kessler fühlt sich an „The Mind“ erinnert, es spiele sich allerdings „deutlich taktischer“. „‚KuZOOka‘ motiviert und es wird emotional am Tisch, wenn man etwas geschafft hat oder knapp doch nicht und man noch weiter hätte bieten können. Man ist auch involviert, wenn jemand anders dran ist. Hoffnung und Bangen gehen Hand in Hand“, schreibt er. „Den eindeutigen Vorzügen stehen aber auch klare Nachteile entgegen. Das an sich interessante Layout verschwimmt vor meinen Augen, wenn man die Tippsteine drauflegt. Oft verdecken sie auch noch die Zahl, die aber wichtig für die gesamte Einschätzung ist. So verbringt man nicht wenig Zeit damit, erstmal einen Überblick zu bekommen.“ Gleichzeitig endeten Kesslers Runden oft „antiklimaktisch, da dann ziemlich schnell klar wird, dass unsere Gruppe es gar nicht schaffen kann.“ Auch ist er mit dem stark variierenden Schwierigkeitsgrade im Fünf-Personen-Spiel unzufrieden sowie mit der unklaren Anleitung. „Das sind recht viele Wermutstropfen in einem sonst wunderbar gebrauten Koop-Trunk“, schriebt er. „‚KuZOOka‘ erfüllt viel, was ich mir von einem guten Spiel erwarte: Motivation, Emotionen, eine Lernkurve, Glück und ein erinnerungswürdiges Gemeinschaftserlebnis.“³

Johanna France findet „KuZOOka“ „ziemlich unterhaltsam“, wobei auch sie einräumt, dass das Spiel zu fünft fast schon „ein bisschen zu viel“ sei. Eine Runde aus drei bis vier Personen sei ideal, bei mehr Spielerinnen und Spielern fühle es sich „willkürlich“ an. Spannend findet sie, dass es hier zwei verschiedene Ziele gäbe – also das jeweilige Rundenziel sowie auch Spielziel des Ausbruchs. Das ergebe eine interessante Dynamik, „auch wenn wir wissen, dass wir erst in der fünften, sechsten oder siebten Runde wahrscheinlich flüchten können.“

„KuZOOka“ macht „vom Fleck weg sehr viel Spaß“, schreibt Tim Koch. „Der kooperative Ansatz funktioniert einwandfrei, das Redeverbot wirkt hier sinnvoll implementiert und auch thematisch stimmig.“ Er hört hier Juberufe am Tisch, wenn es etwas klappt. „Ein misslungener Versuch steigert nur die Motivation, es später besser zu machen.“ Aber auch Koch findet die Optik des Spiels nicht gelungen. „Der Plan ist, freundlich formuliert, langweilig.“ Auch das Balancing hat für ihn Schieflage. „Manche Tiere sind deutlich stärker (und spannender zu spielen) als andere, zudem ist das Spiel in kleinen Runden sehr viel einfacher als in Vollbesetzung“, schreibt er. „Nichts davon ist für sich genommen ein Drama, gerade der Schwierigkeitsgrad lässt sich zudem nach den eigenen Wünschen anpassen. Dennoch schmälert die Vielzahl an ‚Kleinigkeiten‘ den Gesamteindruck leider durchaus. Umso beeindruckender, dass Kuzooka sich dennoch zu einem Dauerbrenner entwickelt hat und auch nach dutzenden Partien noch immer für Stimmung sorgt.“

Auch Manuel Fritsch und Julia Zerlik haben sich zum gemeinsamen Ausbruch getroffen. Fritsch findet, das Spiel hat „eine schöne Dynamik“, findet allerdings auch Schwächen. Einerseits seien die Sonderfähigkeiten der einzelnen Tiere nicht gut ausbalanciert. „Manche befördern das Spielziel und manche sind so Verlegenheitstiere.“ Er spiele es trotzdem immer gerne mit, denn es mache Spaß, „aber nicht so lang“, lautet sein Urteil. Julia Zerlik widerspricht ihm und betont, dass sie „KuZOOka“ ganz oft spielen können. Denn es habe trotz der genannten Kritikpunkte „spannende Mechanismen“ und „einen enorm hohen Reiz“. Beide bemängeln, dass es Situationen geben könne, in denen das Spiel gar nicht gewonnen werden kann – einfach, weil nicht ausreichend Karten dafür im Spiel sind.

Auch in unserem Spielerischen Quartett wurde „KuZOOka“ besprochen. Harald Schrapers stellte das Spiel in Folge 14 vor. „Ich finde, der Kern des Spiels ist brillant“, meinte er. Martina Fuchs sagte: „Auch mir macht das Spiel total viel Spaß.“ Sie lobte die Ausstattung mit den verschiedenen Tierköpfen aus Holz. „Wir haben zwölf Tiere zur Auswahl, allein das reizt schon weiterzuspielen.“ Maren Hoffmann lobte die unterschiedlichen Fähigkeiten der Tiere. Allerdings kritisierte sie den Spielplan, denn auf dem „sehr bunten“ Weg habe sie die Tierköpfe oft gar nicht richtig gesehen, außerdem würden die Zahlen abgedeckt. Das sei aber nur „ein ganz kleiner Abzug in der B-Note“.

¹ games we play: Kuzooka
² Spielbox 6/22: Unbekannt verzoogen
³ Krimimaster: Ausbruchsstimmung im Tiergarten
Spümaschin 33
Spielfreu(n)de: Kuzooka
Spiel doch mal…: Frisch vom Tisch Vol. 56
Spielerisches Quartett #14