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Kritikenrundschau: Trio – die heilige Dreikartigkeit

Ein wenig Memory, ein wenig Glück – alles in einem kleinen Spiel: „Trio“ (Kaya Miyano bei Cocktail Games): Unsere Jurymitglieder haben haben sich auf die Suche nach den Trios gemacht – und sprechen und schreiben in ihren jeweiligen Medien darüber, ob es sich lohnt.

„Einerseits wollen wir ein Trio aus gleichen Kartenwerten bilden, andererseits gewinnen wir, wenn wir im Spielverlauf auf diesem Weg drei Trio vor uns auslegen können“ erklärt Tobias Franke das Spiel. „Je nach Menge der Mitspielenden bekommen wir eine bestimmte Anzahl an Karten auf die Hand und verteilen noch welche verdeckt in die mittige Auslage. Die Handkarten müssen wir nun von klein nach groß aufsteigend sortieren und schon kann es losgehen. Bin ich an der Reihe, darf ich entweder eine meiner beiden äußeren Karten spielen, eine Karte aus der Mitte aufdecken oder aber eine äußere Karte von den Mitspielenden aufdecken lassen. Ziel ist es dabei, dass dreimal der gleiche Kartenwert erscheint. Passiert das, jubele ich, weil ich ein wertvolles Trio gewonnen habe. Viel öfters – vor allem zu Beginn – werde ich aber schon nach zwei aufgedeckten Karten abbrechen müssen, da sich deren Werte schon unterscheiden. Eine wichtige Aufgabe ist es also, mir zu merken, was ich gesehen habe, damit ich beim nächsten Mal erfolgreicher bin.“

Für Franke erzeugt „Trio“ dabei „verlässlich witzige Situationen: Ich habe doch eben die 3 gesehen – aber bei wem war das noch einmal? Zielgerichtet wähle ich natürlich die falsche Person und ich muss wieder eine Runde warten.“ Das sei „fluffig leichte Kartenspiel-Unterhaltung, die den richtigen Grad an Überforderung wählt, um dabei Spaß zu empfinden.“ Lob gibt es von Franke für die Regel, dass ein Trio aus schwer zu bekommenden 7er-Karten den sofortigen Sieg bedeutet. „Selbst wenn ich bislang noch kein Trio gewonnen habe, kann ich mit Glück und Zockerei noch gewinnen und niemand kann sich gemütlich zurücklehnen“, schreibt er. Unnötig ist für ihn allerdings die Unterscheidung in eine einfache –die „milde“ – und eine schwere – „pikante“ – Spielvariante.
Für Franke ist „Trio „ein wirklich toller Absacker: schnell verstanden, schnell gespielt und alle haben ihren Spaß!“ Auch wenn in kleineren Runden der Glücksfaktor recht hoch werden kann. „Allerdings fehlt so ein wenig der Reiz, es nach einer Partie sofort noch einmal auf den Tisch bringen zu wollen“, schreibt Franke. „Dafür passiert doch zu wenig und der Witz, sich etwas nicht zu merken, ist dann doch recht schnell auserzählt. So bin ich gerne für ein weiteres Date mit ‚Trio‘ zu haben, aber eine engere Beziehung will ich dann doch nicht eingehen.“¹

Stephan Kessler findet es schade, dass die „niedliche Grafik“ der koreanischen Version namens ‚Nana‘, die 2021 erschienen war, zugunsten einer recht standardmäßigen Optik ausgetauscht wurde. Ansonsten aber gefällt ihm das Spiel: „Mit ein bisschen Merkfähigkeit kann ich auch mal abstauben und die Vorarbeit der anderen nutzen.“ Das Spiel habe zwar einen hohen „Ärgerfaktor, aber man kann es immer schön auf die Pechfee schieben“. Die kurze Spieldauer lade dazu ein, eine weitere Partie direkt anzuschließen.²

Harald Schrapers findet in „Trio“ – im Gegensatz zu andere Memo-Spielen – mit dem Handkartenprinzip eine „regeltechnische Raffinesse“: „Schön ist, wie sich Memo, Wahrscheinlichkeiten und Deduktion in diesem Spiel ergänzen“, schreibt er. „Niedrige oder hohe Karten sind anfangs einfach zu finden. Eine 7, meist steckt sie in der Mitte einer Kartenhand, ist hingegen kaum zu kriegen – sie müsste ja erst freigespielt werden.“ Ein Pluspunkt ist für ihn, dass die Anleitung auch eine Team-Variante umfasst, „die Trio zu einem gelungenen Paket macht: als sehr schnell gespieltes und attraktives Kartenspiel.“ Ebenso wie Tobias Franke findet er allerdings die beiden Regelvarianten „mild“ und „pikant“ unnötig: In der Praxis seien da „keine relevanten Schwierigkeitsabstufungen wahrzunehmen“, schreibt er. „Denn die Anstrengung, sich zu merken, wo man welche Spielkarte schon mal gesehen hat, ist jeweils identisch.“³

Martina Fuchs lässt „Trio“ im Moment nicht los. „Mich hat das überrascht“, sagt sie. „Das ist ganz viel Spiel in wenig Karten und wenig Regeln. Sofort für Wenigspielende mit Spaß zu spielen.“ Zur Zeit komme es oft als „Absacker und Aufwärmer“ zum Einsatz. Für Fuchs ist „Trio“ ein ideales Familienspiel.

Auch zusammen im Podcast mit Manuel Fritsch bestätigt Fuchs diesen Eindruck noch einmal. „Trio“ funktioniere mit „jeder Anzahl an Menschen“, spiele sich aber auch mit jeder Anzahl an Menschen etwas anders. Sie sei „total fasziniert“, denn trotz der einfachen Regeln sei das Spiel „taktischer, als man denkt“. Im Moment, urteilt sie, sei es eines ihrer Highlights.
Fritsch schließt sich dem positiven Gesamteindruck an: „Es ist total schön“, sagt er. „Ich mag Spiele, die reduziert sind, aber einen neuen, kleinen Twist reinbringen.“ Für ihn erzeugt das Spiel „schöne, kleine Glücksmomente“. Im Gegensatz zu Schrapers und Franke gefällt ihm, dass es zwei Spielvarianten gibt. In der schwereren Variante sei der Glücksfaktor „ein wenig“ ausgehebelt. Zum Schluss lobt Fritsch noch das Design: „Es hat einen schönen, bunten Flair.“Seine Empfehlung ist, „Trio“ eher zu viert als zu dritt zu spielen.

¹ Fjelfras.de: Speed-Dating: Schnitzeljagd, 5 Towers, Trio und Cabanga!
² Krimimaster: Jahrgang der Kartenspiele?
³ Spielbox 5/23: Erinnerungstriple
Fux & Bär: Ein Spiel für dich? Von Weimar nach Essen – Folge 33
Le Brett vom 2. Oktober 2023 (kostenpflichtig)