Ein bisschen Chaos muss sein. Und das ist bei Narwalen, Murmeltieren, Gorillas sowie Tacos, Katzen, Ziegen, Käse und Pizza eigentlich schon garantiert. Obwohl es in „Taco Katze Ziege Käse Pizza“ (Dave Campbell bei Blue Orange) eher um zutiefst geordnete Abläufe geht. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren Medien in das kontrollierte Chaos des Spiels gestürzt.
„Jeder Teilnehmer hat seine Karten als Stapel verdeckt vor sich liegen. Reihum deckt man seine oberste Karte auf und packt sie auf die Ablage in der Tischmitte. Dies muss zu Beginn vom Wort ‚Taco‘ begleitet werden. Der zweite Spieler muss ‚Katze‘ sagen, der dritte ‚Ziege‘ u.s.w. Soweit jedenfalls der Normalfall, der zunächst an ein beschwörendes Ritual erinnert“, erklärt Harald Schrapers in der Spielbox. „Für Außenstehende mag das Geschehen kontemplativ wirken, doch wer mitmacht, ist völlig unentspannt, obwohl jeder ausspielen kann, was er will. Doch sobald man beispielsweise ‚Katze‘ sagt und eine Katzenkarte legt, muss man auf den Ablagestapel klatschen. Wer dabei trödelt und der Langsamste ist, wird mit den Karten des Stapels bestraft.“
Es gelte, meint Schrapers, das Gesehene schnell zu verarbeiten und Automatismen zu entwickeln. Und dabei auch noch nichts zu übereilen – denn Störkarten wie der Gorilla oder der Narwal erforderten wiederum ganz andere Reaktionen: „Beim Gorilla muss man sich auf die Brust trommeln, beim Murmeltier auf den Tisch klopfen und beim Narwal ein Horn über dem eigenen Kopf formen, wobei fürs Formen keine Zeit bleibt. Die Hände über dem Kopf zusammenzuklatschen, muss reichen, und anschließend das obligate Aufdenstapelschlagen nicht vergessen! Das ist lustig, ohne aufdringlich albern zu sein“, findet Schrapers. Insgesamt erhält das Spiel bei ihm die Wertung „Gut“.¹
Heutzutage darf man ja nichts mehr in Ruhe tun“, moniert Udo Bartsch ironisch: „Karten aufdecken, gucken, zack, Bewegung machen.“ „Taco Katze Ziege Käse Pizza“ erfordere Konzentration, findet er: „Da konzentriert man sich also wie verrückt auf Tacos und Katzen, und dann kommen völlig überraschend andere Viecher, wie etwa Gorillas, bei denen man bekanntlich ein Horn … Mist, wieder falsch!“ Udo Bartsch gefällt das Spiel: „‚Taco Katze Ziege Käse Pizza‘ erfindet das Genre der Konzentrationsspiele nicht neu, fügt aber eine erfrischende motorische Komponente hinzu. Hier setzt man nicht nur das Hirn, sondern auch seinen Körper ein“, schreibt er in der Spiel doch!²
Auch Julia Zerlik und Christoph Schlewinski haben sich zum fröhlichen Klatschen und Trommeln getroffen. Es sei ein witziges Spiel, meint Zerlik. Gerade die Störkarten seien ein guter Einfall, die sie brächten Spieler und Spielerinnen „aus dem Trott heraus“, was das Spiel insgesamt ausgeglichener mache. Augenzwinkernd fügt Julia Zerlik hinzu: „Man muss ein bisschen auf seine Hand aufpassen.“
Auch Schlewinski ist mit „Taco Katze Ziege Käse Pizza“ zufrieden. „Es ist eine von diesen ganz klassischen Sachen: Man sieht was, man muss was sagen, irgendwann passt es“, sagt er. „Das ist pures Gehirnjogging und es ist innerhalb von wenigen Minuten erklärt.“ Das sei „ein Riesenvorteil“. Gut findet er auch, dass nicht immer alle Karten im gespielten Deck vorhanden sein müssten: „Unter Umständen ist gar kein Murmeltier drin. Oder kein Narwal.“ Schlewinski empfiehlt „Taco Katze Ziege Käse Pizza“ für eine breit Gruppe von Spielern und Spielerinnen unterschiedlichster Spielerfahrungen: „Die Gruppe von Menschen, die man damit begeistern kann ist sehr, sehr groß“, meint er.
Sowohl Zerlik als auch Schlewinski finden, dass das Spiel in kleinen Gruppen sehr gut funktioniert – ob es auch mit acht Spielenden Spaß macht, darüber können beide derzeit nur spekulieren. Mit einem runden Tisch und einer gewissen Toleranz für schmerzende Hände sehen allerdings beide keine Hindernisse für eine Runde „Taco Katze Ziege Käse Pizza“ in größeren Gruppen.³
Martina Fuchs erklärt, dass „Taco Katze Ziege Käse Pizza“ sie überrascht habe. Schon alleine, sich die Wortreihenfolge zu merken, sei eine Herausfoderung. „Und dann auch noch nicht das Wort zu sagen, das auf der Karte steht, sondern das, was ich sagen muss.“ Das Spiel mache ihr „tierisch viel Spaß“, sagt sie, und dies gerade gegen Ende: „Es ist ja nicht nur bloßes Ablegen und Glück, sondern am Schluss, wenn ich weiß, welche Karten in meinem Deck sind, kann ich schneller reagieren.“ Fuchs ist von dem Spiel so angetan, dass sie spontan eine neue Spielkategorie erfindet: Das „Aufwachspiel“, geeignet, um wieder Schwung in träge Spielrunden zu bringen. „Wenn ihr bei einem Spieleabend seid, ruhig mal zwischendrin ‚Taco Katze Ziege Käse Pizza‘ auf den Tisch bringen!“, empfiehlt sie.⁴