Suche
Suche Menü

Kritikenrundschau: Animal Kingdoms – fantastische Tierwesen und wo sie liegen

Wem gehört welches Königreich? In „Animal Kingdoms“ (Steven Aramini bei Game Factory) wird das Problem wenig kriegerisch mit Hilfe einfacher Mehrheiten gelöst. Wie das bei solchen Dingen aber nun einmal ist, ändern sich ständig jene Gesetze, die festlegen, wer dabei überhaupt mitmachen darf. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren jeweiligen Medien mit den Prozessen der parlamentarischen Tiermonarchie auseinandergesetzt und am Ende ein Familienspiel gefunden. Wie sie dabei am Ende gestimmt haben, steht in dieser Kritikenrundschau.

„Acht verschiedene Tiere, abgebildet auf Karten und jeweils von 1 bis 8 durchnummeriert, kämpfen um die Mehrheit in fünf ‚Animal Kingdoms‘“, erklärt Harald Schrapers das Spiel. „Reihum legen wir an ein Gebiet eine Karte und in das Gebiet ein Holzschild unserer Farbe. Das ist einfach und läuft über drei flott zu absolvierende Runden mit einem schönen Spannungsbogen. 30 unterschiedliche Gesetzeskärtchen gibt es, die für Abwechslung bei den Legeregeln sorgen. Mal dürfen nur Karten mit Wölfen und Fröschen gelegt werden, mal nur welche mit aufsteigenden Zahlen, mal sind Tiere tabu, die woanders bereits ausliegen“, so Schrapers.

„Die Siegpunkte stehen vorab fest, die Siegerin bekommt die volle Summe, der Zweite aufgerundet die halbe und Nummer 3 einen Punkt. So seien die Siegpunkte „schnell abgehandelt“. Für ihn ist der Schwachpunkt die Regelung, mit der Pattsituationen aufgelöst werden: „Das Bluffelement, bei dem die Beteiligten eine verdeckte Karte auf den Tisch legen, ist glückslastig und braucht zu viel Erklärung“, schreibt er. „Ansonsten ist die Anleitung recht maulfaul, was ich gar nicht schlecht finde. Vermeintliche Regellücken lassen sich durch Nachdenken füllen.“ Schrapers findet „Animal Kingdoms“ „zu dritt und insbesondere zu viert ein gelungenes Kartenspiel.“¹

Auch Bernhard Löhlein schätzt die Abwechslung der variierenden Legeregeln: „Da verläuft jede Partie anders“, sagt er. Das Spiel „kribbelt richtig, denn ich möchte ja in möglichst vielen Reichen anlegen. Aber nicht immer habe ich passenden Karten zu Hand. Das ist ärgerlich, aber da muss ich durch.“ Für ihn ist „Animal Kingdoms“ ein abwechslungsreiches Spiel. Es habe vielleicht die „ein oder anderen Regel zu viel“, dennoch ginge die „Spannungskurve bis zum Ende stets nach oben“.²

Stephan Kessler und Julia Zerlik haben sich getroffen, um das tierische Königreich zu erobern. Kessler sagt, es sei ihm zunächst schwergefallen, bei den auf den Karten stehenden Bedingungen den Überblick zu behalten, räumt aber ein: „Bei der ersten Runde hatte ich Pech, da lagen nur solche mit viel Text. Ich habe gar nicht gewusst, dass es einfacherere Sachen gibt.“ Dennoch könne es anfangs etwas dauern, alle Bedingungen anzuschauen und zu verstehen. Die Art, wie die Pattsituation um den ersten Platz aufgelöst wird, könne frustrierend sein. Dennoch hat er sich im Lauf des Testens ein neues Verständnis für „Animal Kingdoms“ erworben: „Ich dachte, dass das hauptsächlich Interessante die Legeregeln wären. Dabei ist das gar nicht der Knackpunkt des Spiels. Es geht vielmehr ums Timing: Wann steige ich aus? Auf welches Gebiet konzentriere ich mich?“ Am endet findet Kessler: „Ganz solides Ding.“
Julia Zerlik sieht es ähnlich: Die Gestaltung findet sie „hässlich und schön zugleich“. Wie die Pattsituationen aufgelöst werden findet sie „in Ordnung, aber es ist auch ziemlich viel Glück dabei“. Ein größeres Manko sei, dass bei zwei Spielenden ein Dummy mit eigenen Regeln mitspielen müsse, „das hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht“. Und bei fünf Spielern:innen käme man nicht oft dran. Zerlik schließt: „Das Spiel hat seine Macken. Es ist nichts, was ich gerne immer wieder spielen möchte.“³

¹ Spielbox 6/22: Monarchie-Minderheiten
² Radio IN, Spiel der Woche vom 1.20.2022
³ Spiel doch mal…: Frisch vom Tisch Vol. 55