„Sea Salt & Paper“ (von Bruno Cathala und Théo Rivière bei MM-Spiele) wirkt zunächst wie ein typisches Kartenspiel mit gewohntem Ablauf. Je nach Zahl der Mitspielenden sind 30, 35 oder 40 Punkte das Ziel. Dazu spielen wir mehrere Runden hintereinander und notieren das Erreichte auf einem Zettel.
Gleichzeitig entpuppt sich „Sea Salt & Paper“ spätestens ab der zweiten oder dritten Partie als weitaus raffinierter. Dann beginnt man, darauf zu achten, welche Karten die Mitspielenden von den offenen Ablagestapeln ziehen oder vielleicht ziehen möchten. Und steht immer wieder vor taktischen Entscheidungen: Möchte ich eher die punkteträchtigen Sets aus Muscheln, Tintenfischen oder Pinguinen sammeln? Oder geht es mir um die Kartenpärchen mit ihren Sonderfunktionen? Und/oder setze ich darauf, Karten von nur einer Farbe zu sammeln?
Das ist nicht einfach, weil es sehr viele unterschiedliche Farben gibt (die wegen einer besonderen Kodierung auch bei schlechtem Licht und bei Fehlsichtigkeit gut zu erkennen sind). Den Farbbonus kassiere ich, wenn ich eine Meerjungfrau besitze oder eine besondere Option wähle, das Rundenende einzuleiten: den Mitspielenden noch eine „letzte Chance“ einzuräumen, was am häufigsten im Zwei-Personen-Duell vorkommt. Dann habe ich meine mindestens sieben Siepunkte bereits gezählt, während die Gegnerin noch einen letzten Zug macht. Hier kann ich gewinnen oder mich verzocken. „Sea Salt & Paper“ ist ein großartiges Kartenspiel.
„Raus aus meinem Kopf. Ich weiß genau, dass ihr da oben seid und nur darauf wartet, meine Gedanken zu kontrollieren. Ihr möchtet, dass ich einen starken Move mache, nur um meine beschworene Kreatur dann gegen mich zu richten. Aber das werde ich nicht tun. Ich werde noch immer etwas Stärkeres in der Hinterhand haben. Und was ihr noch nicht wisst: ich habe Freunde von Euch, die können auch Gedanken kontrollieren und die arbeiten auf meiner Seite.“ (aus: „Moderne Probleme eines Beschwörungszauberers“, Ausgabe 03/2023, S. 17)
Im Duell stehen sich Zauberkundige gegenüber und haben ihren Zauberstab gezückt. Sie beschwören mächtige Kreaturen mit allerlei Fähigkeiten, um die Lebenspunkte des Gegenübers auf null zu bringen. Die Monster greifen an und können sich verteidigen. So weit, so bekannt. Der Clou bei „Mindbug“ (Christian Kudahl, Marvin Hegen, Richard Garfield und Skaff Elias bei Nerdlab) ist die Gedankenkontrolle.
Zweimal kann ich einen außerirdischen Mind Bug einsetzen, der die gerade ausgespielte Karte auf meiner Seite ins Spiel bringt. Dieser kleine Kniff belebt die Partien ungemein. Plötzlich ergeben sich ganz ungewohnte Spielsituationen, die man aus bekannten Vertretern des Genres nicht kennt. Manchmal täusche ich an und spiele eine vermeintlich starke Kreatur, um die andere Person zum Zugzwang zu bringen. Oder ich bluffe bewusst und stöhne über meine schwachen Karten, nur um dann unerwartet zuzuschlagen.
Deckbau ist nicht nötig. Ich muss auf die zehn zugeteilten Karten vertrauen, von denen ich zu Beginn nur fünf kenne, nämlich die auf meiner Hand. Besonders ist, dass sich manchmal selbst scheinbar ausweglose Situationen noch drehen können, wenn nur die passende Kreatur gezogen wird. Die Monster sind humorvoll gestaltet, zum Beispiel der Steuereintröter und der Kängusaurus Rex. Darüber hinaus sind die Karten auch mechanisch facettenreich und ermöglichen Synergien, die man erst nach und nach entdeckt. Das macht nicht nur jede Partie spannend, sondern bietet auch einen hohen Wiederspielwert.
Und jetzt raus aus meinem Kopf, ich habe noch einen ganz besonderen Beschwörungszauber memoriert. Oder bluffe ich? Lies doch meine Gedanken!
Der Verein „forma_te e.V.“ im mecklenburgischen Teterow möchte mit unterschiedlichen Veranstaltungformaten die Gemeinschaft im ländlichen Raum stärken: „In Werkstätten und offenen Ateliers wollen wir gemäß des ‚Do it Yourself‘ handwerkliche Kompetenzbildung, kreative Entfaltung und Selbstbestimmung fördern“, heißt es im Selbstverständnis des Vereins.
Dazu gehören auch interkulturelle Begegnungsevents, also Tanz-Workshops, Kinoabende und das „Sprach-Café“, in dem „Menschen ohne Deutschkenntnisse zusammen mit Menschen mit Deutschkenntnissen über das Sprache-Lernen zusammenkommen“, schreibt Antonia Wolff, Jugendsozialarbeiterin und Mitglied des Vereins. Hier kommt das Spielepakete der Aktion „Spielend für Toleranz“ zum Einsatz. Denn: „hier sind Spiele oft sehr hilfreich, um in die Kommunikation zu kommen. Vor kurzem gab es den Wunsch von ukrainischen Jugendlichen, ein Spiele-Treffen zu veranstalten. Dort kamen Syrer*innen, Ukrainer*innen und Deutsche zusammen an die Spieltische und haben mehrere Stunden zusammen einige Spiele kennen gelernt“, schreibt Wolff weiter.
Sprachbarrieren abbauen mit „Pictures“
Das Spielepaket wird aber auch im Rahmen das alltäglichen Vereinslebens genutzt. „Das Vereinsgelände steht recht häufig offen, so dass Menschen und ganze Familien sich dort das eine oder andere Mal blicken lassen. In diesen Situationen ist es schon häufiger vorgekommen, dass wir gemeinsam ein Spiel ausgepackt haben. Häufig sind es die Kinder, welche sofort dabei sind und mitspielen“, schreibt Wolff.
Die Spiele sorgten für „sehr schöne Erlebnisse“, das Spielepaket sei eine „Bereicherung“, schreibt Wolff. „Wir können nun in vielen Situationen – ausgewählt nach Alter und Anzahl der Menschen – passende Spiele anbieten und eine gute gemeinsame Zeit verbringen. Es ist schön, dass das Hauptaugenmerk bei diesen Spielen darauf liegt, dass alle die gleiche Sprache sprechen müssen.“
„Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen.“ Dieser Satz gilt auch für das Spiel des Jahres. Heute verabschiedet sich nach 20 Jahren Bernhard Löhlein aus der Jury und dem Verein.
Bernhard Loehlein am Rande der Preisverleihung 2007: sein Interesse galt nicht nur dem roten Spiel-des-Jahres-Pöppel, sondern auch dem blauen Kinderspiel-Pöppel
Spiel des Jahres ohne Bernhard Löhlein kann man sich im ersten Moment gar nicht vorstellen, allein schon, weil er ihm als langjähriger Sprecher seine Stimme gegeben hat. Nicht nur auf der Bühne, wo er souverän und mit viel charmantem Witz viele Jahres lang durch die Preisverleihungen führte, sondern auch in zahllosen Rundfunk- und Fernsehinterviews, die er im Laufe der Zeit gegeben hat. So ein Interview brachte den Radiojournalisten vor über 20 Jahren in Kontakt mit dem Verein Spiel des Jahres. Er kam zur Spiel nach Essen und wollte am Spiel-des-Jahres-Stand einfach nur ein paar Broschüren und Plakate für seine Kindersendung im Hörfunk einsammeln. Als man seinen Kassettenrecorder sah, schlug man ihm vor, den damaligen Koordinator der frisch gegründeten Kinderspiel-des-Jahres-Jury, Uwe Petersen, zu inteviewen. Das klappte aus Zeitgründen zwar nicht, aber dafür klappte etwas anderes. Ehe sich Bernhard Löhlein versah, wurde er spielerisch „verhaftet“ und war für ein Jahr Beirat in der Jury Kinderspiel des Jahres. Nach einer kurzen Pause kam der nächste verspielte Überfall: Hätte er Lust, Mitglied im Verein Spiel des Jahres zu werden und fortan seine Expertise für den „roten Pöppel“ zur Verfügung zu stellen? Im Rückblick gibt Bernhard Löhlein zu, ziemlich überfahren gewesen zu sein, wie schnell das alles ging. Besonders, weil er fünf Jahre später selber den Vorsitz des Vereins übernahm. Eine Aufgabe, bei der er viel gelernt hat, aber auch froh war, sie nach zwei Jahren wieder abgeben und sich fortan auf die Rolle des Vereinssprechers beschränken zu können.
2006: Bernhard Löhlein interviewt den Autor Guido Hoffmann, der mit „Der schwarze Pirat“ beim Kinderspiel des Jahres gewonnen hat
In 20 Jahren erlebt man viel und Bernhard Löhlein blickt mit Freude auf viele Erfahrungen und Begegnungen zurück. Der Austausch mit Menschen, seien es andere Mitglieder des Vereins, Spielende, die man auf Messen traf, Verlagsvertreter:innen und besonders den Autor:innen haben ihm immer sehr viel gegeben. Er wird nicht vergessen, wie gewissenhaft man sich im Verein mit dem Kulturgut Spiel auseinandersetzt, wie viel das Thema Spiel den Menschen geben kann und welche manchmal anstrengende kreative Prozesse in einem Spiel stecken. Er wird sich zudem immer daran erinnern, wie Journalisten regelmäßig versucht haben, ihn dazu zu bringen, sein momentanes Lieblingsspiel zu verraten. Aber da ist er zu sehr Profi, als dass er auf so etwas reinfällt. Deshalb seine Standardantwort: Das aktuelle Spiel des Jahres. „Das war nie gelogen“, so Bernhard Löhlein.
Bernhard Loehlein moderiert die Preisverleihung 2016: Seit 2011 war er Sprecher des Spiel des Jahres e.V.
„Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen.“ Was aber nicht heißt, dass man gleich alles hinter sich lässt. Spielen wird in Bernhard Löhleins Leben, sei es als Radiojournalist oder im Privaten, weiterhin viel Raum einnehmen. Wer mit ihm mal am Tisch saß, weiß, warum. Sei es seine liebevolle Bösartigkeit, mit der er andere Spielzüge kommentiert, sein Gespür für Wortwitz oder seine punktgenauen Landungen sind ein kleines Erlebnis. Sein inneres Kind ist immer wach, immer neugierig und immer aufgeregt, etwas Neues auszuprobieren und das mit anderen Menschen zu teilen.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
„Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen.“ Das ist ein sehr schönes Kompliment für die Jury, die bei ihren künftigen Treffen auf seine profunden Meinungen und Debattenbeiträge verzichten muss. Deshalb gibt es neben dem natürlich weinenden Auge auch ein lachendes Auge, wenn der Spiel des Jahres e.V. Bernhard Löhlein „Tschüss!“ sagt. Jetzt darf er endlich tun und lassen, was er will, wenn es um Spiele geht. Klassiker aus dem Schrank holen, um zu schauen, wie stark der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat. Oder auch einfach in Ruhe eine Partie „Medina“ spielen. Die Spiel-des-Jahres-Jury wünscht ihm viel Spaß bei allen Spielerunden, die er in Zukunft bereichern wird und freut sich, ihm auch künftig noch regelmäßig über den Weg zu laufen. Alles Gute, Bernhard. Bleib so, wie du bist!
Neu in der Kinderspiel-Jury: Karina Lodenkemper und Natascha Braunbeck
Turnusmäßige Veränderungen gibt es in der Jury für das Kinderspiel des Jahres, die künftig aus sechs Personen besteht. Die zweijährige Beiratstätigkeit von Jessica Ferg, Oliver Gumbrich und Volker Römke endet. Der Spiel des Jahres e.V. bedankt sich herzlich für deren Engagement. Neue Kinderspiel-Beirätinnen sind Natascha Braunbeck (28) und Karina Lodenkemper (46). Die Sozialpädagogin Braunbeck arbeitet in der „erweiterten schulischen Betreuung“ der Bergstation Frankfurt-Sachsenhausen mit Grundschulkindern. Die gelernte Erzieherin Lodenkemper kommt aus dem Ruhrgebiet und ist in der Spieliothek der Stadt Marl als Fachkraft beschäftigt.
Die Nominierungslisten – Spiel des Jahres: „Dorfromantik“, „Fun Facts“, „Next Station London“. Kennerspiel: „Challengers“, „Iki“, „Planet Unknown“. Kinderspiel: „Carla Caramel“, „Gigamon“, „Mysterium Kids“. Sonderpreis: „Unlock! Game Adventures“, „Unlock! Kids – Detektivgeschichten“. Die Empfehlungslisten – Spiel des Jahres: „Akropolis“, „Hitster“, „Kuzooka“, „Mantis“, „QE“, „Sea Salt & Paper“, „That’s Not a Head“.
Ich bin ein Kind der Achtziger. Die Musik dieses Jahrzehnts hat mich geprägt. Titel, Interpret, Erscheinungsjahr – die Daten für Hits dieser Epoche kenne ich aus dem Effeff:
1983
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.
Das hilft, wenn bei „Hitster“ (von Marcus Carleson, erschienen bei Jumbo) eines dieser Lieder gespielt wird. Denn es geht darum, Musiktitel chronologisch nach Erscheinungsjahr zu sortieren.
Wichtigstes Hilfsmittel dafür: ein Smartphone. Mittels „Hitster“-App scannen wir den QR-Code auf der Rückseite der Songkarten und schon wird ein Lied abgespielt (Spotify). Mein Musiklehrer in der Grundschule hat mir verleidet, dass ich selbst lauthals mitsinge. Aber andere in der Runde tun das. Summen mit, wippen mit. Und manchmal stimme ich in den Chor ein. Vor allem bei den frühen Achtzigern bin ich textsicher.
1982
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.
Bei Songs aus den Fünfzigern habe ich Schwarzweißfilme vor Augen, bei den Titel aus den Zehnern sehe ich gegen meine Kinder keine Sonne. So mancher Song lässt mich in Erinnerung schwelgen. Meine erste große Liebe. Lieder von Alben, die ich noch als Schallplatte hatte. Abi-Zeit. Die Jugendjahre wirken im Rückblick unheimlich lang. Die jüngsten Jahrzehnte? Mit Düsenantrieb vorbeigeflogen. Was sich beim „Hitster“-Spielen eben bemerkbar macht. Aber egal. Musik ist ein Instrument der guten Laune. Hier auf jeden Fall. 300 Lieder aus der Zeit vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis 2021 sind dabei. Von Enrico Caruso bis Justin Bieber.
2021
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.
Was gut dazu passt: „Hitster“ bietet unterschiedliche Spielvarianten. So kann jeder die auswählen, die ihm am besten passt. Kooperativ etwa. Wie viele Titel können wir in die richtige Reihenfolge bringen, ehe die fünf Fehlerchips aufgebraucht sind? Der Rekord in meinen Runden liegt bei 34. Ein phänomenaler Abend mit meinen Kollegen. Gemischte Gruppe, gemeinsam genial. Diese Variante taugt auch, um das Eis in einer neuen Gruppen zu brechen. Besonders schön ist es, wenn – wie an dem Kollegenabend – unterschiedliche Generationen zusammenkommen und jeder sein Musikwissen einbringen kann. Karte scannen, Lied hören, Karte verdeckt in die Zeitleiste mit den schon gespielten Karten legen, Karte umdrehen und prüfen, ob die Jahreszahl an diese Stelle gehört.
Aber natürlich kann ich mich mit den anderen in der Runde auch messen. Wer hat hat zuerst zehn Karten in seiner Zeitleiste? In der Standardversion reicht es, das Lied richtig einzusortieren. Wer zudem Interpret und Titel benennen kann, verdient sich Tokens, die er zum Stibitzen von Karten, Austauschen einer Aufgabe oder zum Erhalten einer Freikarte nutzen kann. Wer sich gut auskennt, erhält zusätzliche Vorteile. Drei Tokens abzugeben, um eine Karte einfach so einsortieren zu dürfen, wirkt mitunter arg stark. Um Unterschiede im Musikwissen auszugleichen, macht es auch Spaß, heterogene Teams aufzustellen.
Wer er anspruchsvoller mag, wählt die Pro- oder Expertenversion. Dann muss ich den Song nicht nur zeitlich richtig einschätzen, sondern auch Interpret und Titel benennen, um die Karte behalten zu dürfen. Oder eben auch noch das Erscheinungsjahr kennen. Um den Kenntnissen der Mitspieler gerecht zu werden, lassen sich die Anforderungen natürlich auch individuell festlegen. „Hitster“ erlaubt es, die Regeln nach den eigenen Vorlieben zu beugen. Schön! In den vollen Genuss des Spiels komme ich allerdings nur mit einem Premium-Account bei Spotify. Wird ein kostenfreier Zugang genutzt, werden die Lieder nur angespielt. Zudem sind dann auf dem Smartphone die Angaben zum Lied zu sehen, sodass einer aus der Runde den DJ mimen muss, der nicht mitraten kann. Kein Drama, aber eben nicht optimal. Andererseits wäre es auch eine gute Option für die Premium-Variante, Lieder nur anspielen zu lassen. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Doch den Spaß trüben diese technischen Einschränkungen kaum. Um es mit den Worten der Musik zu sagen:
„Respect“ (Aretha Franklin, 1967)
„I Love It“ (Icona Pop (feat. Charli XCX), 2012)
„Tränen lügen nicht“ (Michael Holm, 1974)
„Oops! … I Did It Again“ (Britney Spears, 2000)
PS: Immer schön die Smartwatch verdeckt halten, denn auf einer mit dem Smartphone verbundenen Uhr werden Songtitel und Interpret angezeigt …
Gleich drei Bücher zu vom Verein ausgezeichneten Spielen sind im vergangenen Jahr Kosmos-Verlag erschienen. Aber wie wird aus einem Spiel ein Buch? In dieser Folge unseres Podcast haben wir mit Autoren, Zeichnern und Verlagsvertretern gesprochen, um das herauszufinden. Wir haben mit Jens Baumeister und Timo Grubing, Autor und Zeichner von „Varkurs Erwachen“ sowie mit Andreas Ulich, Autor vom Buch „Die Crew – Rückkehr zum 9. Planeten“ gesprochen. Außerdem haben wir mit dem Programmleiter Spielwaren und Buch bei Kosmos, Heiko Windfelder, gesprochen. Hier ging es um Klaus Teubers „Catan“ – Trilogie und die Frage, aus welchen Spielen ein gutes Buch werden kann.
Gleich drei Bücher zu ausgezeichneten Spielen sind im vergangenen Jahr im Kosmos-Verlag erschienen. Die Graphic Novel „Varkurs Erwachen“, die auf einer Figur aus „Die Legenden von Andor“ (Kennerspiel des Jahres 2013) basiert, „Die Crew – Rückkehr zum 9. Planeten“ (basiert auf „Die Crew“, Kennerspiel des Jahres 2013) und der erste Band der „Catan“-Trilogie von Klaus Teuber, basierend auf dem gleichnamigen Spiel des Jahres 1995.
Grund genug zu fragen, wie ein Spiel eigentlich zu einem Buch wird. Dafür haben wir mit Jens Baumeister und Timo Grubing, Autor und Zeichner von „Varkurs Erwachen“ sowie mit Andreas Ulich, Autor vom Buch „Die Crew – Rückkehr zum 9. Planeten“ gesprochen. Außerdem zu hören ist ein Gespräch mit dem Programmleiter Spielwaren und Buch bei Kosmos, Heiko Windfelder. Hier ging es um Klaus Teubers „Catan“-Trilogie und die Frage, aus welchen Spielen ein gutes Buch werden kann.
Ein Höhepunkte des Spielejahres fand am vergangenen Wochenende in Berlin statt: Die Preise Spiel des Jahres, Kinderspiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres wurden im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung verliehen. Diese begann mit einem emotionalen Start, mit dem der Verein Spiel des Jahres an den im April verstorbenen Spieleautoren Klaus Teuber erinnerte. Dessen Spiel „Die Siedler von Catan“ habe „wie kein anderes den Weg dafür geebnet, dass das moderne Spiel ein breiteres Publikum findet“, hieß es in der Videowürdigung. „Wir vermissen Klaus Teuber und werden immer an ihn denken, wenn wir Erz gegen Schaf oder Lehm in Getreide tauschen.“
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Einige Neuerungen waren bei der diesjährigen Veranstaltung in der nhow Music Hall am Ufer der Spree zu sehen: Moderiert wurde sie nicht – wie in den vergangenen Jahren – vom Jurymitglied Manuel Fritsch alleine. Als zweite Moderatorin war die Jurorin Maren Hoffmann auf der Bühne. Außerdem wurde zusammen mit den Preisen Spiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres auch das Kinderspiel das Jahres verliehen – dieses war über vielen Jahre getrennt von den anderen beiden Preisen in Hamburg gekürt worden.
Gäste auf der Bühne
Erstmals wurden die Gewinnerspiele von Gästen präsentiert. So durfte der kleine Elias Grüner aus der Spielegruppe von Jessica Ferg (sie gehört als Beirätin der Jury an) das Kinderspiel des Jahres verkünden: „Mysterium Kids“ von Antonin Boccara und Yves Hirschfeld, erschienen bei Libellud und Space Cow. Es sei ein kleiner Jahrgang gewesen, sagte der Koordinator der Kinderspieljury, Christoph Schlewinkski, im Rahmen der Veranstaltung. Gerade mal 80 Kinderspiele habe die Jury ausprobiert. Das sei noch den Schwierigkeiten bei der Entwicklung während der Pandemie geschuldet. „Aber wir hoffen, dass das jetzt in Bahnen geht, wo wir wieder in den dreistelligen Bereich kommen.“
Kinderspiel des Jahres: Mysterium Kids von Yves Hirschfeld (links) und Antonin Boccara (rechts). Dazwischen: Mathieu Aubert (Libellud) und Benoît Forget (Space Cow)
Auch eine Premiere: Die die Jury Spiel des Jahres und die Jury Kinderspiel des Jahres haben einen gemeinsamen Sonderpreis vergeben. Dieser ging an „Unlock! Game Adventures” (Cyril Demaegd bei Space Cowboys) und „Unlock Kids: Detektivgeschichten“ (Cyril Demaegd, Marie und Wilfried Fort bei Space Cow). „Das ist eine Reihe, die sich ständig verbessert hat“, so Jurymitglied Stephan Kessler. „Und dann hatten wir die Situation, dass die Kinderjury auch so empfunden hat“, beschrieb er die Entstehung des Sonderpreises.
Spieletreff in Krementschuk
Das Kennerspiel des Jahres – „Challengers“ von Johannes Krenner und Markus Slawitscheck, erschienen bei 1 More Time Games und Z-Man Games, präsentierte Mikhail Malyutenko, der aus der Ukraine angereist war. Vor dem Krieg lebte Malyutenko in Charkiw. Als seine Wohnung von russischen Raketen zerstört wurde, floh er nach Krementschuk, wo er einen Spieletreff für die Geflüchteten organisiert. Auch in den Luftschutzbunker bringt er Spiele mit. Viele Menschen in der Ukraine betrachteten Brettspiele als Hobby für kleine Kinder, sagt er auf der Bühne. Es gäbe seitens ukrainischer Verlage Bemühungen, das zu ändern. „Ich glaube, Brettspiele sind gut für die geistige Gesundheit“, sagte Malyutenko. „Und sie helfen vielen Menschen, während sie dort sind oder zu meinen Brettspielevents kommen. Brettspiele sind ein kultureller Wert, mit dem wir die Welt ein wenig besser machen können.“
Berichtet vom Spielen in der Ukraine: Mikhail Malyutenko (rechts)
Für den Vorsitzenden des Vereins Spiel des Jahres, Harald Schrapers, „stehen Spiele für Miteinander, für Toleranz und Akzeptanz. Alle sind eingeladen mitzuspielen, für alle gelten dieselben Regeln, alle sind gleichberechtigt. Das Spiel ist als Kulturgut Teil einer offenen und freien Gesellschaft“, so Schrapers. „Brettspiele können sogar Symbol dafür sein, Teil der freien Welt, Teil von offenen und liberalen Gesellschaften zu sein, etwa wenn man in der Ukraine lebt, wo die Menschen immer noch unter dem Terror der russischen Angriffe leiden.“
Kennerspiel des Jahres 2023: Challengers von Johannes Krenner (links) und Markus Slawitschek (rechts)
Ehrung für „Scotland Yard“
Eine besondere Ehrung erfuhr zum 40. Jubiläum das Spiel „Scotland Yard“. Gründungsmitglied des Vereins Spiel des Jahres und damaliges Jurymitglied Jochen Corts sagte: „Es war die Überzeugung von Anfang an da, dass wir hier ein Spiel hatten, das völlig aus dem Rahmen der damaligen Zeit fiel.“ Der Verlag Ravensburger hatte das Spiel zu dessen 100-jährigem Jubiläum in Auftrag gegeben.
Das Spiel des Jahres – „Dorfromantik: Das Brettspiel“ von Michael Palm und Lukas Zach, erschienen bei Pegasus – wurde als Höhepunkt vom Journalisten Holger Siebnich verliehen, der im vergangenen Jahr in der Fernsehsendung „Wetten dass..?“ gewettet hatte, dass er alle Spiel-des-Jahres-Gewinner allein am Auschüttgeräusch erkennen könne.
Spiel des Jahres 2023: Dorfromantik von Michael Palm (links) und Lukas Zach (rechts)
Eine Besonderheit des diesjährigen Jahrgangs ist, dass mit „Challengers“ und „Dorfromantik“ zwei Spiele ausgezeichnet wurden, die Videospiel-Vorlagen etwas eigenes machen. „Unsere Inspiration waren die Autobattler“, sagte einer der Autoren von „Challengers“, Johannes Krenner. „Wir sind Fans von dieser Art von Computerspielen.“ Deswegen sei ihr Ziel gewesen, wie bei einem Autobattler im Spiel „loslassen“ zu müssen, wenn man den zuvor kreierten Kartenstapel bejubelt. Co-Autor Lukas Zach sagte zum digitalen Vorbild des Gewinnerspiels, das dieses eh schon brettspielartig sei. Er und Michael Palm hätten deshalb sehr schnell den Verlag gefragt: „Könnt ihr uns diese Lizenz besorgen?“ Das Spiel sei in enger Zusammenarbeit mit dem Entwicklerteam des mit dem Deutschen Computerspielpreis für das beste Gamedesign ausgezeichneten Digitalspiel entstanden. „Das war vom ersten Moment an eine tolle Zusammenarbeit“, so Zach.