„Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen.“ Dieser Satz gilt auch für das Spiel des Jahres. Heute verabschiedet sich nach 20 Jahren Bernhard Löhlein aus der Jury und dem Verein.
Spiel des Jahres ohne Bernhard Löhlein kann man sich im ersten Moment gar nicht vorstellen, allein schon, weil er ihm als langjähriger Sprecher seine Stimme gegeben hat. Nicht nur auf der Bühne, wo er souverän und mit viel charmantem Witz viele Jahres lang durch die Preisverleihungen führte, sondern auch in zahllosen Rundfunk- und Fernsehinterviews, die er im Laufe der Zeit gegeben hat. So ein Interview brachte den Radiojournalisten vor über 20 Jahren in Kontakt mit dem Verein Spiel des Jahres. Er kam zur Spiel nach Essen und wollte am Spiel-des-Jahres-Stand einfach nur ein paar Broschüren und Plakate für seine Kindersendung im Hörfunk einsammeln. Als man seinen Kassettenrecorder sah, schlug man ihm vor, den damaligen Koordinator der frisch gegründeten Kinderspiel-des-Jahres-Jury, Uwe Petersen, zu inteviewen. Das klappte aus Zeitgründen zwar nicht, aber dafür klappte etwas anderes. Ehe sich Bernhard Löhlein versah, wurde er spielerisch „verhaftet“ und war für ein Jahr Beirat in der Jury Kinderspiel des Jahres. Nach einer kurzen Pause kam der nächste verspielte Überfall: Hätte er Lust, Mitglied im Verein Spiel des Jahres zu werden und fortan seine Expertise für den „roten Pöppel“ zur Verfügung zu stellen? Im Rückblick gibt Bernhard Löhlein zu, ziemlich überfahren gewesen zu sein, wie schnell das alles ging. Besonders, weil er fünf Jahre später selber den Vorsitz des Vereins übernahm. Eine Aufgabe, bei der er viel gelernt hat, aber auch froh war, sie nach zwei Jahren wieder abgeben und sich fortan auf die Rolle des Vereinssprechers beschränken zu können.
In 20 Jahren erlebt man viel und Bernhard Löhlein blickt mit Freude auf viele Erfahrungen und Begegnungen zurück. Der Austausch mit Menschen, seien es andere Mitglieder des Vereins, Spielende, die man auf Messen traf, Verlagsvertreter:innen und besonders den Autor:innen haben ihm immer sehr viel gegeben. Er wird nicht vergessen, wie gewissenhaft man sich im Verein mit dem Kulturgut Spiel auseinandersetzt, wie viel das Thema Spiel den Menschen geben kann und welche manchmal anstrengende kreative Prozesse in einem Spiel stecken. Er wird sich zudem immer daran erinnern, wie Journalisten regelmäßig versucht haben, ihn dazu zu bringen, sein momentanes Lieblingsspiel zu verraten. Aber da ist er zu sehr Profi, als dass er auf so etwas reinfällt. Deshalb seine Standardantwort: Das aktuelle Spiel des Jahres. „Das war nie gelogen“, so Bernhard Löhlein.
„Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen.“ Was aber nicht heißt, dass man gleich alles hinter sich lässt. Spielen wird in Bernhard Löhleins Leben, sei es als Radiojournalist oder im Privaten, weiterhin viel Raum einnehmen. Wer mit ihm mal am Tisch saß, weiß, warum. Sei es seine liebevolle Bösartigkeit, mit der er andere Spielzüge kommentiert, sein Gespür für Wortwitz oder seine punktgenauen Landungen sind ein kleines Erlebnis. Sein inneres Kind ist immer wach, immer neugierig und immer aufgeregt, etwas Neues auszuprobieren und das mit anderen Menschen zu teilen.
„Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen.“ Das ist ein sehr schönes Kompliment für die Jury, die bei ihren künftigen Treffen auf seine profunden Meinungen und Debattenbeiträge verzichten muss. Deshalb gibt es neben dem natürlich weinenden Auge auch ein lachendes Auge, wenn der Spiel des Jahres e.V. Bernhard Löhlein „Tschüss!“ sagt. Jetzt darf er endlich tun und lassen, was er will, wenn es um Spiele geht. Klassiker aus dem Schrank holen, um zu schauen, wie stark der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat. Oder auch einfach in Ruhe eine Partie „Medina“ spielen. Die Spiel-des-Jahres-Jury wünscht ihm viel Spaß bei allen Spielerunden, die er in Zukunft bereichern wird und freut sich, ihm auch künftig noch regelmäßig über den Weg zu laufen. Alles Gute, Bernhard. Bleib so, wie du bist!
Neue Mitglieder in beiden Jurys
Die Jury für das Spiel und das Kennerspiel des Jahres setzt sich nun aus zwölf Mitgliedern zusammen. Die Berufung von Tobias Franke (fjelfras.de) und Michaela Poignée (youtube.com/@diebrettspieltester3871), deren Jury- und Vereinsmitgliedschaft am 1. August 2023 beginnt, wurde bereits im Mai bekanntgegeben.
Turnusmäßige Veränderungen gibt es in der Jury für das Kinderspiel des Jahres, die künftig aus sechs Personen besteht. Die zweijährige Beiratstätigkeit von Jessica Ferg, Oliver Gumbrich und Volker Römke endet. Der Spiel des Jahres e.V. bedankt sich herzlich für deren Engagement. Neue Kinderspiel-Beirätinnen sind Natascha Braunbeck (28) und Karina Lodenkemper (46). Die Sozialpädagogin Braunbeck arbeitet in der „erweiterten schulischen Betreuung“ der Bergstation Frankfurt-Sachsenhausen mit Grundschulkindern. Die gelernte Erzieherin Lodenkemper kommt aus dem Ruhrgebiet und ist in der Spieliothek der Stadt Marl als Fachkraft beschäftigt.