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Auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2020: Little Town

Hier stolz im Bild: geballte Arbeitskraft. Meine Figuren! Spielen wir zu viert, besitze ich drei.

Bin ich am Zug, setze ich eine meiner Figuren auf ein freies Feld des Spielplans. Von jeder benachbarten Landschaft erhält sie nun einen Rohstoff, mit jedem benachbarten Gebäude darf sie interagieren.

In diesem Fall bedeutet das: Meine Figur erhält ein Holz vom benachbarten Baum, einen Fisch aus dem Teich, drei Münzen beim Schreiber, ein Getreide vom Getreidefeld. Und sie tauscht in der Lagerhalle zwei Stein gegen fünf Punkte ein. Gut gemacht, kleine Figur!
Allerdings gehören Getreidefeld und Lagerhalle meinen Gegenspielern. Sobald ich diese Häuser nutze, muss ich den Besitzern eine Münze zahlen.

Am Ende des Tages, wenn alle Figuren eingesetzt sind, nehme ich sie wieder zurück, aber sie sind hungrig. Für jede Figur muss ich einen Fisch oder ein Getreide bezahlen. Kann ich das nicht, zählt das Minuspunkte. Nicht schön, aber auch mal verkraftbar. Zum Glück dürfen die Figuren nicht kündigen.

Anfangs ist der Spielplan noch leer. Nach und nach bauen wir Gebäude. Das kostet unterschiedliche Mengen Holz und Stein, bringt aber große Vorteile. Vorteil A: Es zählt Punkte. Vorteil B: Die Häuser erweitern die Handlungsmöglichkeiten. Zwar auch für meine Mitspieler. Aber wenigstens bekomme ich ihr Geld.

In jeder Partie sind andere Häuser im Spiel. Der Spielplan wird deshalb jedes Mal anders aussehen. Vielleicht so? Oder so? Oder so?

„Little Town“ ist ein sehr taktisches Spiel. Zug für Zug kommt es darauf an, für die eigenen Figuren die besten und lukrativsten Plätze zu erspähen und den Gegnern diese Plätze zu versperren. Es geht darum, Rohstoffe klug und rentabel einzusetzen, um aus den wenigen Zügen, die man hat, möglichst viel herauszuholen. Obwohl „Little Town“ niedlich aussieht und nur wenige Regeln hat, besitzt es viel Spieltiefe.

Das interessanteste und spielerisch originellste Element ist die komplette Freiheit bei der Bebauung des Spielplans. „Little Town“ zu spielen fühlt sich an wie die Besiedlung eines neuen Landes voller Möglichkeiten. Was wir daraus machen, ob wir auf Kooperation oder Eigennutz setzen, ob die Gebäude einander zuarbeiten oder widersprechen, ob viel oder wenig Nahrung da ist, liegt in unserer Hand.
Bestimmte Gebäude werden sich als Schlüsselgebäude erweisen, bestimmte Orte als Schlüsselorte. Aber es sind nicht immer dieselben.

Udo Bartsch

Mehr Informationen zu „Little Town“ gibt es hier.