Suche
Suche Menü

Spiel- und Kennerspiel-Jahrgang 2021: Kapitelweise Gemeinschaftserlebnisse

Noch nie wurde so viel gespielt wie in den vergangenen Monaten, die durch die Pandemie geprägt waren. Für viele Menschen gehören die gemeinsamen Erlebnisse am Spieltisch zu den Lichtblicken im Tagesablauf, wo so vieles anders ist und wir unsere Kontakte weitgehend auf den eigenen Haushalt beschränken müssen. Für die Jury Spiel des Jahres war das genauso. Wir haben soviel gespielt wie immer, mussten die Zahl der Spielpartnerinnen und -partner zugleich aber häufig auf engste Freunde oder die eigenen Familien begrenzen. Gleichzeitig haben wir andere Wege des Austausches gefunden, haben digitale Plattformen genutzt, und konnten so auch Feedback von außerhalb unserer engsten Kreise in unsere Eindrücke einfließen lassen. Dabei standen wir, die zehn Jurymitglieder, in einem so engen Kontakt wie noch nie, trotz der Distanz. Das Ergebnis ist eine Auswahl an 15 herausragenden Titeln, von denen wir überzeugt sind, dass sie die Spielerinnen und Spieler begeistern können. Nicht nur jetzt, sondern auch in der Zeit nach der Pandemie. Wir freuen uns sehr, wenn wir dann auch wieder mit Kolleginnen und Nachbarn, in Spielekreisen und auf Messen spielen können. Spiele, die wir aufgrund der Einschränkungen nicht ausreichend ausprobieren konnten, können auch noch 2022 ausgezeichnet werden, falls sie sich als empfehlenswert erweisen.

Harald Schrapers, Vorsitzender der Jury Spiel des Jahres, kommentiert den Brettspieljahrgang

Trotz Corona haben wir im vergangenen Jahrgang rund 300 deutschsprachige Neuheiten gespielt und beurteilt, die Zahl der Veröffentlichungen war unverändert hoch. Es waren viele spannende Spiele dabei, für die wir uns bei den Autorinnen und Autoren herzlich bedanken. Auffällig war allerdings, dass die Spielanleitungen überdurchschnittlich oft mängelbehaftet waren, was womöglich an pandemiebedingten Einschränkungen der Testmöglichkeiten lag. Wir hoffen, dass sich das künftig wieder ändern wird und auch den Erstauflagen gut verständliche Anleitungen beiliegen. Positiv ist es, dass sich Autoren und Verlage zunehmend um Diversität bemühen, was in der Sprache, in den dargestellten Rollen und den Illustrationen deutlich wird.

Eines ist in diesem Jahr unverkennbar: Es gibt mehr und insbesondere auch bemerkenswert gute kooperative Kampagnenspiele. Mit der Pandemie hat das wohl nichts zu tun, denn der Trend hat schon in den Vorjahren eingesetzt. In diesem Jahr haben es gleich drei derartige Titel auf die „rote“ Nominierungsliste geschafft: „Die Abenteuer des Robin Hood“, „MicroMacro: Crime City“ und „Zombie Teenz Evolution“. Diese bieten Gemeinschaftserlebnisse über mehrere Kapitel – mal bekämpfen wir die Kriminalität in einer Wimmelbild-Stadt, mal den Sheriff von Nottingham und mal die Untoten. Hier bewerben sich nun drei Titel um den Hauptpreis, die das gemeinsame Erleben einer Geschichte in den Vordergrund rücken. Die Entscheidung darüber fällt am 19. Juli.

Zusätzliche Abwechslung und Vielfalt bietet die Empfehlungsliste. Hier finden sich mit dem Eisenbahnspiel „Switch & Signal“ und dem lustigen „Biss 20“ zwei weitere kooperative Titel. Komplettiert wird die Auswahl durch das Detektivspiel „The Key: Sabotage im Lucky Lama Land“, das taktische „Chakra“ sowie das flotte Kartenspiel „Punktesalat“.

Die Auswahl an erstklassigen Kennerspielen war in diesem Jahr größer denn je, auch hier wird der Sieger am 19. Juli gekürt. Nominiert sind das raffinierte Kartenspiel „Fantastische Reiche“, das große Abenteuerspiel „Die verlorenen Ruinen von Arnak“ und das kooperative Steinzeitepos „Paleo“. Auch das ist ein Kampagnenspiel, das gemeinsam mit dem empfohlenen „Aeon’s End“ den Trend zum Kooperativen bekräftigt. Ein Trend, der nicht von der Jury gesetzt wird, sondern der der Kreativität der Autorinnen und Autoren entspringt. Außerdem stehen das Zwei-Personen-Spiel „Riftforce“ sowie zwei sehr anspruchsvolle Titel auf der „anthraziten“ Liste: „Gloomhaven: Die Pranken des Löwen“ und „Wasserkraft“. Diese beiden Spiele richten sich an diejenigen, die vor umfangreichen Regelwerken und langer Spieldauer nicht zurückschrecken. Auch das ist ein Teil der Vielfalt des Kulturgutes Spiel.

Harald Schrapers