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Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres: Honey

Bienen und Honig – eine unendliche Geschichte. Bienen sammeln Honig, Bienen lagern Honig … Honig, Honig, Honig – und Bienen. Passt einfach.

Auch bei „Honey“ (Anna Oppolzer und Stefan Kloß bei Pegasus) wollen alle Bienen Honig sammeln und zwar aus als Blumen getarnten Röhrchen. Die werden, je nachdem, wo die große Biene am Spielbrettrand so rumstäubt, mit Pollen gefüllt. Die Pollen, das sind hier kleine, gelbe Plastikchips. Plastik wird in Plastik geworfen und trifft auf Plastik – da kann man sich Eines mit Sicherheit ausrechnen: Es macht Geräusche. Und die ändern sich, je nachdem, wie leer oder voll so eine Röhrchenblume ist. Wenn man das raus hat und eine Blume „hört“, in der offensichtlich viele Pollenchips drin liegen, kann man nur noch beten, dass jetzt bitte auch die zur Blume passende Farbe gewürfelt wird. Denn dann man sich das Röhrchen schnappen, es auskippen und sich freuen, weil man auf einen Schlag drei, vier, fünf oder noch mehr Pollenchips gesammelt hat. Ist das Pollenglas voll (16 Chips), hat man gewonnen.

Jetzt kann man sich natürlich fragen: Klappt dieses „hören“ wirklich? Oder ist das nur ein nett gemeinter Gag, der aber gar nicht wirklich funktioniert. Klare Antwort: Jein.
Man hört tatsächlich ungefähr, wenn eine Röhrenblume leer oder einigermaßen leer ist. Man hört auch, wenn da schon ein paar Chips drin liegen. Aber natürlich kann man das nicht glasklar herausfiltern. Man kann es nur versuchen abzuschätzen und das gelingt mit mehr Partien auf den Flügeln immer besser.

Dazu kommt ja noch, dass man sich die Blumen merken muss, bei denen man das Gefühl hat, da ist ordentlich was abzustauben. Wie es sich für ein Merkspiel gehört, gibt es nicht nur eine Blume pro Farbe und man erlebt immer wieder, dass man sich lachend denkt: Die Blume da, die merk ich mir, kein Problem … und dann ist man dran und starrt mit leerem Blick auf die Wiese und weiß NIX mehr. Weil man zwischendurch mitgelauscht hat, weil man vielleicht gequatscht hat oder sich geärgert über den Erfolg von jemandem oder gefreut über den Misserfolg…

Und man weiß, man hat ein Kinderspiel mit einem guten Spannungsbogen, wenn die Zielgruppe immer nervöser wird, bevor sie dran ist, aber trotzdem geistig komplett bei dem Spiel. Bei „Honey“ sind Kinder schon vom Tisch aufgesprungen, weil es einfach zu spannend war, haben aber trotzdem noch alles mitbekommen.

„Honey“ fesselt. Und zwar nicht nur durch die tolle Aufmachung, sondern auch durch den nicht alt werdenden Hör-Effekt. Der ist so simpel, wie er effektiv ist und Kinder wissen es immer zu schätzen, wenn ein Spiel sie zwar zum Merken zwingt, aber das klassische „deck zwei Plättchen auf“ durch etwas Interessantes zu etwas Neuem macht. Und das ist Anna Oppolzer, Stefan Kloß und der Redaktion von Pegasus komplett gelungen: „Honey“ ist ein aufforderndes Merkspiel, bei dem man lediglich aufpassen muss, dass die große, stäubende Biene nicht andauernd umfällt, weil jemand gegen das Spiel oder den Tisch donnert. Da muss man sich dann merken, wo die genau stand… was an sich ja auch wieder ein kleines Spiel ist. Vermutlich eher unbeabsichtigt, aber egal. Macht man ein Kind zum Bienenaufpasser, wird diese Aufgabe mit Stolz ausgeführt. Deshalb: Lauscht, bibbert und sammelt. Das passt alles wunderbar zusammen.

Christoph Schlewinski