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Empfehlungsliste Kennerspiel des Jahres: Witchstone

Hexen fliegen hysterisch lachend auf Besen und Zauberer tragen weiße Bärte sowie wallende Mäntel. Klar, das ist nichts Neues, das haben alle schon hunderte Male gehört. „Witch­stone“ (Martino Chiacchiera und Reiner Knizia, bei R&R Games und Huch!) fügt diesen Legenden einen weiteren Aspekt hinzu. Es gibt in dem Spiel den namensgebenden Hexenstein, dessen Energie immer jeweils nur 100 Jahre besteht. Wird sie dann nicht durch Rituale erneuert, droht allen magisch Begabten der Verlust ihrer Fähigkeiten.

Und auch spielerisch macht „Witchstone“ genau das. Es bedient sich vieler altbekannter Mechanismen. So baut man zum Beispiel ein Netzwerk an Hexenstraßen, liefert sich mit den MitspielerInnen auf verschiedenen Leisten ein Wettrennen um die besten Boni, oder sammelt mit den sogenannten Prophezeiungen Karten, die am Spielende Extrapunkte geben. Es ist die Art und Weise, wie man diese Aktionen (sprich die Rituale) auslöst, die dem Spiel einen seinen frischen Reiz verleiht.

Alle Mitspielenden legen dazu Plättchen mit jeweils zwei aufgedruckten Aktionen in ihren persönlichen Kessel. Durch das Bilden von Gruppen gleicher Symbole lassen sich so immer stärke Aktionen zusammenbrauen. Bereits gelegte Plättchen verstärken die später angelegten, wenn sie in ihren Symbolen übereinstimmen. Bei geschickter Planung ist es damit durchaus möglich, dass beispielsweise die Hexenaktion nicht nur eine Bewegung der eigenen Spielfiguren erlaubt sondern vielleicht sechs oder gar noch mehr. Durch die unvorhersehbare Reihenfolge der persönlichen Aktionsplättchen gleicht keine Partie für niemanden der vorangegangenen.

Obwohl jede der möglichen Aktionen für sich genommen einfach ist, verlangt die sinnvolle Verzahnung dieser einiges an Hirnschmalz. Oft ist auch das Timing entscheidend. Verstärke ich diese Runde lieber die eine Aktion oder aktiviere ich doch lieber eine andere schwächere, bevor mir dort aber der Bonus weggeschnappt wird. In gerade einmal elf Durchgängen gilt es sehr effektiv zu spielen. Gelingt das, fühlt sich „Witchstone“ überaus belohnend an. Dass es im Endeffekt sehr unthematisch dann doch wieder um Siegpunkte geht stört da nicht. Wer zum Schluss die warzige Nase vorne hat darf sich zu Recht als die neue Bibi Brettspiel oder den neue Merlin Meeple feiern und stellt sich gerne einer baldigen Revanche.

Nico Wagner