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Buchneuerscheinung: Zeit für Brettspiele

„Zeit für Brettspiele“ heißt ein großformatiges Buch von Jörn Morisse und dem Fotografen Felix Gebhard. 16 Gesprächsprotokolle und zahlreiche Bilder sorgen für einen umfassenden Einblick in unterschiedliche Tätigkeitsbereiche der Spieleszene. Auch Stefanie Marckwardt, die der Jury für das Kinderspiel des Jahres angehört, und Harald Schrapers, Vorsitzender des Vereins Spiel des Jahres, werden in dem im Ventil Verlag erschienenen Buch vorgestellt.

Preisverleihung in Berlin

Harald Schrapers mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Elisabeth Hargrave (Flügelschlag) und Bruno Sautter (Just One) auf der Bühne der Preisverleihung in Berlin (Foto: Felix Gebhard)

Brettspielen falle es nicht immer leicht, als ernstzunehmende Kulturform akzeptiert zu werden, stellt Harald Schrapers fest. „Sie werden oft dem Bereich Freizeit und Unterhaltung zugeordnet, gerade so als ob man einen Vergnügungspark besuchen würde. Es hat sich einfach noch nicht rumgesprochen, von welch hoher Qualität das Angebot ist, welche erzählerischen Möglichkeiten das Spiel hat und wie groß das Gemeinschaftserlebnis sein kann. Der Zenit ist noch lange nicht erreicht“, protokolliert Jörn Morisse, der zwei lange Gespräche mit dem Spiel-des-Jahres-Juror geführt hat. Die Jurytätigkeit sei ehrenamtlich, betont Schrapers. „Die Einnahmen des Vereins werden zur Förderung und Verbreitung des Brettspiels in der gesellschaftlichen Wahrnehmung verwendet. Dafür betreiben wir einen hohen Aufwand und stellen uns neben unserer beruflichen Tätigkeit dem Strom der Neuerscheinungen entgegen. Zum Glück muss man dadurch, dass die Jury aus zehn Personen besteht, nicht mehr alles selbst recherchieren.“ Die Jurymitglieder würden sich stetig darüber austauschen, wie einem insgesamt der Mechanismus eines Spiels gefallen hat, was es für Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zu anderen Spielen gibt, und ob sich ein Dauerspielreiz entwickelt. Persönliche Treffen seien jedoch selten, weil die Jurorinnen und Juroren über das ganze Land verteilt leben.

Marquardt in Falkensee

Stefanie Marckwardt in der Spiele-AG ihrer Grundschule (Foto: Felix Gebhardt)

Stefanie Marckwardt, die im brandenburgischen Falkensee als Grundschullehrerin arbeitet, sorgt dafür, dass die Schülerinnen und Schüler Brettspiele kennen. Das sei nicht selbstverständlich, sagt sie im Gespräch mit Morisse. „Es gibt ja Stimmen, die sagen, dass Spiele, in denen es darum geht, sich gegen andere durchzusetzen, schon fast zu ernsthaft sind für Kinder“, so Marckwardt. Wenn man ihnen das eigentlich Spielerische nahebringen möchte, sollen man darauf verzichten, Spiele mit starkem Konkurrenzkampf und hohem Ärgerpotenzial auswählen. „Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder in dem Alter viel zu sehr in der Thematik vertieft sind, um konfrontativ zu spielen.“ Sie würden sich mehr von der Geschichte faszinieren lassen, „Guck mal, jetzt kommt da der Drache“, und spinnen sie dann fantasievoll weiter. Mit ihrer Spiele-AG, die für ihre Jurytätigkeit für das Kinderspiel des Jahres aufschlussreich ist, bediene sie etwas, was im Stundenplan womöglich unterrepräsentiert ist: „Fantasie und Kreativität, Feinsinnigkeit und Sensibilität für die Dinge, die nur auf den zweiten Blick zu entdecken sind“, sagt Stefanie Marckwardt.

Michael Menzel, Illustrator und Autor von „Die Legenden von Andor“ (Kennerspiel des Jahres 2013), Autor Stefan Feld und Alea-Redakteur Stefan Brück, die unter anderem „Carpe Diem“ (Kennerspiel-Nominierungsliste 2019) geschaffen haben, Kosmos-Redakteur Ralph Querfurth, verantwortlich für die Reihe „Exit“ (Kennerspiel des Jahres 2017), sowie Spielwiese-Verleger Michael Schmidt, der unter anderem „Memoarrr“ (Spiel-des-Jahres-Empfehlungsliste 2018) herausgegeben hat, berichten in „Zeit für Brettspiele“ davon, wie Spiele entstehen. Auch Dominique Metzler, Chefin der Internationalen Spieltage in der Messe Esssen, und Karin Falkenberg, Leiterin des Deutschen Spielearchivs in Nürnberg, werden in Form von Gesprächsprotokollen portraitiert.

Jörn Morisse / Felix Gebhard: „Zeit für Brettspiele“, Ventil Verlag, Mainz 2019