So ein Viervierteltakt als musikalisches Fundament ist eine feine Sache: Man kann ganz wunderbar dazu tanzen, headbangen oder – auch ganz abseits von Hip-Hop – rhythmisch dazu sprechen. Den Beweis tritt das Spiel „Miezekatze“ von Ralf zur Linde und Jens Merkl, erschienen bei Edition Spielwiese, an. Unsere Jurymitglieder haben in ihren jeweiligen Medien ihr gemeinsames Rhythmusgefühl erprobt.

„‚Miezekatze‘ ist ein Beatspiel, zu einem Rhythmus, den die Runde selber liefert“, erklärt Stefan Gohlisch das Spiel. „Die ‚Beatzekatze‘ fängt an, mit zweimal ‚Miezekatze‘. Der Rest der Gruppe steigt ein. Dann kommen Aktionskarten hinzu, die regelmäßig das Thema aufgreifen. Da wird mit Plüschmäusen gespielt. Eine Quietschekatze quietscht. Man stapelt Würfel zu einem Minikratzbaum. In der Standardversion nutzt man vier Aktionskarten; zu sehen ist jeweils nur die zuletzt aufgedeckte. Den Rest muss man sich merken. Ziel ist es, unfallfrei als Gruppe drei Durchgänge zu schaffen.“
Die Spielemesse in Essen sei „der Wahnsinn“, schreibt Gohlisch in seinem Text für die HAZ. „Und die Zentrale des Wahnsinns war letztes Mal jener Stand, an dem Edition Spielwiese seine Neuheit ‚Miezekatze‘ vorstellte. Die Mitarbeitenden der umliegenden Stände guckten angestrengt, aber die Spielenden schienen die Zeit ihres Lebens zu haben, während sie seltsame Dinge vor sich her riefen: ‚Miezekatze, Miezekatze‘ und ‚Yeah!‘ und ähnliches.“
Gohlisch findet die erforderten Aktionen „für sich banal“, zusammengenommen seien sie aber „bestens dazu geeignet, die Gruppe aus dem Rhythmus zu bringen. 48 verschiedene Karten garantieren viel Abwechslung.“ Wem das zu wenig sei, der könne sich noch an den enthaltenen Challenges versuchen. Er fühlt sich von der Idee, einen Beat als Taktgeber für ein Spiel zu nutzen an „Hey Yo“ von Oink Games erinnert. „Vor allem aber spielt ‚Miezekatze‘ mit kognitiver Dissonanz; damit, dass wenn man sich erst einmal an gewisse Reihenfolgen gewöhnt hat, schnell aus dem Konzept gebracht wird, wenn Unerwartetes auftaucht“. Dieses Prinzip wiederum erinnert Gohlisch an „Taco Katze Ziege Käse Pizza“ oder Drei Magiers „Biss 20“. „Miezekatze“ steht in diesen Fußstapfen. Es ist albern, fordernd und durchaus anstrengend. Aber die gezielte Rhythmusstörung ist eben auch sehr lustig“, urteilt er.1

Auch Maren Hoffmann blickt zunächst von außen auf die spielenden Katzenbeatfreunde. Diese „führen seltsame Bewegungen aus, drücken auf quietschende Plüschmäuse und wirken mindestens so sehr auf ihr Tun konzentriert wie ein ambitioniertes Kammerorchester“, schreibt sie. Es sei „anspruchsvoll, sich die komplette Choreografie zu merken und dann auch noch im Takt zu bleiben, denn das Spiel tut einiges dafür, die Runde aus dem Beat zu bringen.“ Wenn die Gruppe es allerdings schaffe, „entsteht ein gemeinsames High-Five-Gefühl, das noch lange gute Laune macht“. Für Hoffmann ist „Miezekatze“ „ein verrücktes Spiel mit frischem Konzept, für das man die richtige Runde braucht. Dann aber hat es trotz der einfachen Regeln Event-Charakter.“ Einen kleinen Kritikpunkt hat sie allerdings: „Nur am Nebentisch sitzen will man nicht, weil Miezekatze ganz schön laut ist und Unbeteiligte nerven kann.“2
Julia Zerlik macht sich beim Spielen von „Miezekatze“ Gedanken darüber, was die Nachbarn denken. Und stellt fest: es ist kein Spiel für Orte, an denen an mehreren Tischen gespielt wird: „Es ist ein lautes Spiel“, sagt sie. Für Zerlik sei es aber auch ein perfekter „Absacker oder Aufwärmer für den Spieleabend, wenn man eine größere Runde hat und einfach ein bisschen Spaß haben will.“ Dann sei die Punktewertung auch „eigentlich egal, wir wollen einfach so weit kommen wie möglich, wenn einer einen Fehler macht: Egal.“ Für Zerlik entsteht in dem Spiel „eine tolle Gruppendynamik“, sie findet allerdings auch: „Man muss der Typ dafür sein.“ Insgesamt ergäbe sich ein „super stimmiges Gesamtbild“, sagt sie und urteilt: „Genial, ich habe nichts zu kritisieren. Das Material ist topp, die Auswahl ist topp, das Design ist topp, die Anleitung ist topp. Was will man mehr?“3