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Kritikenrundschau: Super Mega Lucky Box – Kreuzchen, Mond und Sterne

Zahlen ziehen, Kreuzchen machen, Boni abstauben: „Super Mega Lucky Box“ (Phil Walker-Harding bei Ravensburger) sieht nach Retro-Spiel aus und kommt simpel daher. Ob dahinter ultra giga happy Spaß oder nur eine öde Bingo-Variante steckt? Dieser Frage sind unsere Jurymitglieder in ihren jeweiligen Medien nachgegangen.

„Karten, genauer: ‚Lucky-Box-Karten‘, müssen ausgefüllt werden, alle dreimal drei Felder, die in unterschiedlichen Konstellationen die Ziffern 1 bis 9 zeigen“, erklärt Stefan Gohlisch das Spiel. „Eine zufällig gezogene Zahlenkarte zeigt, welche. 18 gibt es davon, nur neun kommen in jedem der vier Durchgänge zum Einsatz. Man kann also nie sicher sein, dass auch alle Zahlen gezogen werden. Wer eine Reihe oder Spalte füllt, bekommt einen Bonus, oft in Form einer zusätzlichen Zahl, die abgekreuzt werden darf, mitunter aber auch mit Symbolen für weitere Boni. Volle Karten punkten.“

Gohlisch findet, in „Super Mega Lucky Box“ hielten sich „die Einflussmöglichkeiten in Grenzen“, der Autor „variiert hier ein Glücksspiel.“ Andererseits sieht er dadurch auch keine große Einstiegshürde, „das ist schon super. Wenn alle mitspielen können: mega. Und wenn man dann noch mit mehr Glück als Verstand gewinnt, kann man sich Lucky schätzen“, schreibt er. „Super Mega Lucky Box“ sei „ein idealer Aufwärmer oder Absacker für einen Familienspieleabend.“¹

Udo Bartsch hat Angst vorm Älterwerden, speziell vor den Bingo-Abenden, die das seiner Meinung nach beinhaltet und meint: „Vielleicht, wenn man sich nur dran gewöhnt, ist Bingo ja gar nicht so übel? Einen sanften Übertritt in diese Haltung verspricht ‚Super Mega Lucky Box‘.“ Angetan haben es ihm hier vor allem die Boni. „Obwohl das Ziel darin besteht, schnell viele Tableaus zu füllen, lohnt es sich, wegen der Zahlengeschenke und Sternwertungen manche Felder absichtlich eine Weile frei zu lassen“, schreibt er. „Und das ist ein Strategiebruch mit ‚Bingo‘, wie er radikaler nicht sein könnte, schließlich besteht dort der beste Weg doch genau darin, gedankenlos alles mitzunehmen, was der Lospott liefert.“ Es sei in dem Spiel viel Glück dabei, schreibt Bartsch. „Aber es ist nicht nur Glück. ‚Super Mega Lucky Box‘ ist spannend und temporeich und erlaubt gerade so viel Einfluss, dass man hofft, der nächste Versuch könnte besser enden. Bingo ist, wenn man sich dran gewöhnt, gar nicht so übel.“²

Auch Christoph Schlewinski und Julia Zerlik haben sich zum Bingo-Abend getroffen und sind unterschiedlicher Meinung. Schlewinski bezeichnet „Super Mega Lucky Box“ als „eine richtige Perle“. Es sei „Bingo“ mit „Ganz schön clever“ gemischt. Gleichzeitig sei es ein „simples Spiel, und die strategischen Entscheidungen kann man suchen.“ Für ihn persönlich sei es „das perfekte Spiel für Nichtspieler oder Wenigspieler. Das kann man überall mit hinbringen.“ Schlewinski empfiehlt es für Familien, „das ist aber auch das klassische Spiel zu Weihnachten mit den Großeltern.“ Auch die Grafik findet er gelungen.
Für Julia Zerlik funktioniert „Super Mega Lucky Box“ „gut und genauso, wie es soll“. Allerdings löst es bei ihr keine großartigen Emotionen aus. „Das ist ein Spiel, das man gut mal nebenbei spielen kann, weil man sich gut dabei unterhalten kann.“ Ansonsten aber habe es „keine Höhepunkte“.³

Nico Wagner findet „Super Mega Lucky Box“ sehr auf den Bingo-Mechanismus reduziert. „Das sorgt dafür, dass du es innerhalb von zwei, drei Minuten losspielen kannst. Das hat jeder schnell verstanden. Und genauso schnell ist es auch gespielt.“ Vor allem zwei Aspekte findet er bemerkenswert: Zum einen, dass volle Karten erst am Rundenende abgelegt werden dürfen. „Das heißt, du musst dir gut überlegen, ob du eine Zahl auf der einen oder der anderen Karte nimmst.“ Timing spiele hier also eine gewisse Rolle. Zum anderen findet Wagner die Entscheidung interessant, mit welcher der „Lucky-Box-Karten“ man dann spielt. „Nehme ich eine, wo eher viele hohe Zahlen drauf sind? Nehme ich eine, wo die Zahlen sehr vielfältig verteilt sind? Wie passt das zu den Karten, die ich schon habe?“ Ansonsten kann er dem Spiel nicht viel abgewinnen. Denn es sei ein sehr „mechanisches Abhandeln“ und auch für Wenigspieler eher uninteressant. Eine große Autorenleistung kann Wagner jedenfalls nicht entdecken. „Da kann ich auch gleich ‚Bingo‘ spielen.“

¹ Neue Presse vom 26. Januar 2023 (kostenpflichtig)
² Bingo in besser, Spielbox, Ausgabe 7/22
³ Spiel doch mal…: Frisch vom Tisch Vol. 58
Brettagogen #201