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Kritikenrundschau: Splendor Duel – Juwelenjagd für zwei

Ein Klassiker neu ausgedacht: „Splendor Duel“ (Marc André und Bruno Cathala, Space Cowboys) ist die Zweipersonen-Variante des 2014 zum Spiel des Jahres nominierten „Splendor“. Mit verantwortlich ist Bruno Cathala, der schon mit „7 Wonders Duel“ das Kennerspiel des Jahres 2011 „7 Wonders“ zu einer spannenden Duellvariante umgebaut hat. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren jeweiligen Medien den Wettkampf um Kronen, Juwelen und Siegpunkte genauer angeschaut.

„Wie bei ‚Splendor‘ sammeln wir Chipkombinationen, um damit Karten – billige, mittlere und teure – aus einem Markt zu kaufen“, erklärt Udo Bartsch das Spiel. „Eine Strategie besteht deshalb darin, viele billige Karten zu raffen, um über viele Rabatte an die teuren Karten heranzukommen, die Punkte zählen. Wer 20 Punkte hat, gewinnt. Die andere Strategie ist, gezielt bestimmte Karten zu kaufen und mit nicht ganz so vielen, aber genau den richtigen Karten eine der anderen beiden Siegbedingungen zu erfüllen: zehn Punkte in einer Farbe oder Karten mit zehn Kronensymbolen haben.“

Ein großer Unterschied zu „Splendor“ sei bei „Splendor Duel“ das Raster, in dem die Chips lägen. „Will ich welche nehmen (wie gehabt bis zu drei Stück), müssen sie direkt benachbart in einer senkrechten, waagerechten oder diagonalen Reihe liegen“, schreibt Bartsch. „Außerdem gibt es als zusätzliche Farbe nun auch rosa Chips („Perlen“), die man oft für die etwas besseren Karten benötigt.“ Einige der Karten hätten nun auch Effekte, dazu kämen „Privileg-Spielsteine“ für kleine Bonusaktionen.
„Mit der Zeit gewinnt meine Maschinerie unweigerlich an Tempo“, schreibt Bartsch. „Die Herausforderung besteht darin, sowohl Markt als auch Mitspieler:in im Blick zu behalten: Welche Karten bringen mich zielgerichtet weiter? Welche Karten und welche Chips sollte ich meinem Gegenüber vorenthalten? Der Blockade-Aspekt ist in ‚Splendor Duel‘ etwas ausgeprägter.“ Dennoch sei es ein konstruktives Spiel. „Man wächst und wächst; es geht immer voran. Oft beträgt der Unterschied nur ein oder zwei Züge, die irgendjemand schneller ist und deshalb gewinnt“, schreibt Bartsch. „Während ‚Splendor‘ dieses Spielgefühl mit eleganten, geradezu klassisch-einfachen Mechanismen erzeugt und in seiner Tiefe deshalb hin und wieder unterschätzt wird, benötigt ‚Splendor Duel‘ mehr Regeln.“ Es sei zudem konfrontativer als das Original, alles in allem aber ein „ordentliches Spiel“, schreibt Bartsch. „Aber es beantwortet für mich nicht die Frage nach dem Warum. Denn ‚Splendor‘ funktioniert zu zweit einwandfrei. Und auch dort spielt man nicht nebeneinanderher. Welchen Vorteil soll da eine Zweier-Variante bieten?“¹

Johanna France empfindet „Splendor Duel“ als eine „gelungene Zweispielervariante“ des Vorgängerspiels. „Ich bin zwar auch großer Fan von ‚Splendor‘, aber das hat mir richtig Spaß gemacht.“ Für France machen vor allem die drei unterschiedlichen Siegbedingungen den Reiz des Spiels aus. „Diese Waage zu finden zwischen den Strategien finde ich total spannend.“ Gleichzeitig müsse man aber auch schauen, was die andere Person macht und ob man sie vielleicht auf ihrem Weg zum Sieg behindern könne. „Ich sehe natürlich, dass die andere Person Kronen sammelt und kann dann schauen, ob ich ihr ein paar wegnehmen kann.“ Dabei ergäben sich spannende Dynamiken. Schwierig sei das Spiel dennoch nicht: „So ein mittlerer Schwierigkeitsgrad, man kann es gut in 30 Minuten spielen, aber es ist auch nicht banal“, sagt France.²

Auch Christoph Schlewinski und Julia Zerlik duellieren sich: „Splendor Duel“ gleiche zwar „Splendor“ durchaus, sagt Schlewinski, aber er sieht auch viele Unterschiede. Für ihn funktioniere das Spiel „schön, fluffig, rund“. Obwohl die Privileg-Spielsteine einen total nerven würden, wenn man sie nicht kriegt, seinen sie nützlich. Gerade die Privilegien – die es meist als Entschädigung für einen starken Zug des Gegners gibt – gefallen Schlewinski. „Als Zwei-Personen-Variante finde ich das super.“ Für ihn gehöre es dort in die „Top-Liga“.

Julia Zerlik sieht in „Splendor Duel“ den Kernmechanismus von „Splendor“. „Aber da nimmst du dir einfach plump die Rohstoffe, die du brauchst. Hier gibt es den kleinen Kniff, dass du nicht unbedingt die kriegst, die du brauchst.“ Das sei ein wenig eleganter. „Ich muss mir schon recht früh überlegen: Auf welche der drei Siegbedingungen möchte ich gehen. Wenn ich überall so ein bisschen rumdümpel klappt das nicht.“
Es könne allerdings bei dem Spiel auch Leerlauf geben, beispielsweise wenn beide Spielenden auf Kronen gingen „und sich die Kronen immer gegenseitig wegnehmen, dann will keiner die anderen Karten“, sagt sie. „Dann zieht sich das so ein bisschen.“ Trotzdem gefalle ihr „Splendor Duel“ als Zwei-Personen-Spiel im Familienbereich. „Vom Niveau ist es ein bisschen angehoben, aber dieses ‚Splendor‘-Gefühl kommt auf“, urteil Zerlik.³

Für Manuel Fritsch sei die Erwartungshaltung hoch gewesen, sagt er. Gerade, weil der Autor Bruno Cathala mitverantwortlich für die Zwei-Personen-Variante von „7 Wonders“ gewesen sei. „Das ist für mich wirklich ein Paradebeispiel wie man ein bereits gutes Spiel zu einem fantastischen Spiel machen kann, indem man sagt: Wir nehmen, was gut ist und machen ein komplett neues Spiel daraus.“ Fritsch hätte sich einen „richtig schönen konfrontativen Fight“ gewünscht. Immerhin sei „Splendor Duel“ tatsächlich deutlich konfrontativer geworden, allerdings auch etwas „gefälliger“ und „geselliger“ als „7 Wonders Duel“. „Es ist nicht ganz so fies.“ Das Raster mit Chips findet er „überraschend clever“. Die Art, die Chips zu nehmen, sei wirklich neu. Alles das findet Fritsch „komplett durchdacht“, die Regeln seien sehr „sauber“ und es sei an viele Kleinigkeiten gedacht worden. „Es ist nicht so neuartig, wie ‚7 Wonders Duel‘ es im Vergleich zu ‚7 Wonders‘ war. Es fühlt sich sehr viel mehr nach einer guten Zweispieler-Variante an.“ Der Schwierigkeitsgrad sei auf einem ähnlichen Niveau wie „Splendor“. Mit 30 Minuten habe eine Partie eine gute Länge. „Das schreit dann immer nach einer Revanche“, sagt Fritsch. Er spricht eine „dicke Empfehlung“ aus. „Auch, wenn man ‚Splendor‘ gerne zu zweit spielt. Das ist schon noch einmal ein anderes Spiel.“

¹ Rezensionen für Millionen: Splendor Duel
² Spümaschin 37: Jänner 2023
³ Spiel doch mal…: Frisch vom Tisch Vol. 58
Insert Moin: Le Brett vom 20.1.2023