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Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres: Fluffy Valley

Womöglich sind französische Kinder schlauer als deutsche. Vielleicht sind sie frühreifer. Oder man traut, beziehungsweise mutet ihnen eher mehr zu. Französische Verlage jedenfalls neigen dazu, Kinderspielen mit einer Altersempfehlung zu versehen, auf die man in Deutschland ein oder zwei Jahre draufschlagen würde. Als Paradebeispiel möge hier „Fluffy Valley“ (Maxime Rambourg und Théo Rivière bei Loki) dienen – glücklicherweise auch als Exempel für ein herausragendes Kinderspiel.
Schon die Ausstattung ist reizend – auch das typisch für Kinderspiele aus Frankreich. Im Schachtelboden entsteht jenes flauschige Tal. An den Rändern sieht man die unterirdischen Gänge und Höhlen, in denen vier putzige Prärierunde zu überwintern gedenken. Obendrauf gibt es verschiedene Stationen, an denen die Pflanzenfresser die dafür nötigen Vorräte sammeln. Und die spielenden Kinder helfen ihnen gemeinsam dabei – „Fluffy Valley“ ist ein kooperatives Spiel. Drei Jahreszeiten und neun Runden dauert eine Partie.

Kein Kinderkram

Im Kornfeld gibt es Heu, im Gebüsch Beeren, und verdorbene Früchte können bei Ignaz, dem Igel, umgetauscht werden, auch in den seltenen Honig. Geschmäcker sind nun einmal unterschiedlich. Vorräte werden erst einmal in der Mitte des Tals gesammelt. Vom Erdbau-Feld aus aber werden sie in die Höhle transportiert – hier gibt es tatsächlich eine kleine Rutschbahn, durch die Vorratschips auf einen Spielplan darunter sausen.
All das ist schon ganz entzückend gestaltet, kindgerecht niedlich illustriert, ohne Kinderkram zu sein. Die Krönung aber sind die unfassbar drolligen Präriehund-Figuren. Sie besetzen jeweils vier der acht Felder und gucken anfangs noch fröhlich aus ihren Gruben heraus. Werden sie eingesetzt, platziert man sie kopfüber: Schnäuzchen in die Grube, Schwänzchen in die Höh’.

Arbeitereinsatz für den Nachwuchs

Das Autoren-Duo Maxime Rambourg und Théo Rivière hat es geschafft, den Arbeitereinsatzmechanismus für die junge Zielgruppe herunterzubrechen und zu einem spannenden Gesamtpaket zusammenzuschnüren. Denn es drohen auch Gefahren, insbesondere beim Ziehen der Vorratschips. Da taucht schon mal ein Wiesel auf und verdeckt eines der Aktionsfelder. Gefahrenkarten, von denen je eine zum Rundenbeginn aufgedeckt wird, rufen schon einmal einen Adler herbei und entfernen einen Präriehund vom Spielfeld. Aber der Raubvogel will bestimmt nur spielen; in der nächsten Runde ist der kleine Nager wieder da.

Die Kinder müssen sich eine Menge Regeln merken, aber die sind zum Glück alle völlig schlüssig in die überzeugende Spielgeschichte eingebunden. Die Jury Kinderspiel des Jahres spricht eine klare Empfehlung aus, allerdings für Kinder ab sieben Jahren und nicht ab sechs Jahren wie der Verlag. Gäbe es im Kinderbereich eine Kennerspiel-Kategorie, wäre dieser wunderbare Ausflug ins „Fluffy Valley“ gewiss ein Kandidat dafür.

Stefan Gohlisch