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Empfehlungsliste Spiel des Jahres: Passt nicht!

Wer liebt es nicht … unmittelbar vor dem eigenen Zug ändert die Mitspielerin die Farbe des ausliegenden Kartenstapels und ebnet uns damit unwissend den Weg. Mit einem verschmitzten Grinsen wandert die letzte Karte von der eigenen Hand in die Mitte, und: passt. Über Jahrzehnte wurden ganze Generationen so erzogen: Gleiche Zahl oder gleiche Farbe? Passt. Und jetzt kommt Thomas Weber bei Schmidt daher und behauptet einfach so das Gegenteil. Auf einmal lassen wir mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht verlauten: „Passt nicht!“.

Wer in seinem Leben schon einmal „Mau-Mau“ oder „Uno“ gespielt hat, dürfte wenig Schwierigkeiten mit „Passt nicht!“ haben. Denn hier wie da legen wir Handkarten mit gleicher Zahl oder Farbe auf den zentralen Stapel. Hat eine Spielerin keine Karten mehr auf der Hand endet die Runde, nicht gespielte Karten bringen Minuspunkte entsprechend ihres Werts. Bis hierhin nichts Neues.

Spannend wird’s, wenn – wer hätte das gedacht – es nicht passt. Denn wenn die ausgespielte Karte weder in Farbe noch Zahl übereinstimmt, wandert diese in meine Auslage, wo sie mir am Ende der Runde Pluspunkte bringt. Klingt toll, hat aber leider zwei Haken. Denn einerseits muss ich sofort eine Karte nachziehen, was wiederum potenzielle Minuspunkte bedeutet und mich dem Rundenende keinen Schritt näherbringt. Andererseits darf ich nur dann eine Karte in meine Auslage legen, wenn neben der gespielten Karte auch meine Auslage nicht passt. Liegt dort etwa eine grüne Fünf und der zentrale Stapel ist grün, muss ich entweder eine Handkarte oder eben eine passende Karte aus meiner Auslage ablegen. Gerade letzteres will man natürlich um jeden Preis vermeiden, gehen so doch mühsam gesammelte Punkte verloren.

Genau hier entsteht der große Reiz von „Passt nicht!“, der das Spiel zu so viel mehr macht als vergleichbare Kartenspiele. Denn wo ähnliche Spiele überwiegend solitär sind, kommen die Mitspielerinnen bei „Passt nicht!“ sehr schnell auf die Idee, die Auslage gezielt zu nutzen. Warum nicht eine gelbe Karte auf den zentralen Stapel legen, wenn der Spieler nach mir eine gelbe Fünf in der eigenen Auslage hat? Oder gleich mit der Jokerkarte eine Vier wünschen, wenn fast alle Mitspielenden eine solche vor sich liegen haben. Ebenso beliebt ist der Schutz der eigenen Auslage. Eine rote Fünf vor mir ist deutlich sicherer, wenn ich selbst noch rote Karten in der eigenen Hand halte. So entwickelt das eigentlich simple Spiel eine überraschende taktische Tiefe, ohne dass der Spielfluss und insbesondere der Spielspaß darunter leiden. „Passt nicht!“ passt nicht nur für Fans einfacher Kartenspiele, sondern kann alle Spielenden gleichermaßen begeistern.

Tim Koch