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Gefördert: Die Spiele-AG der GGS „An der Maarbrücke“ Bochum

Gefördert: Die Spiele-AG der GGS „An der Maarbrücke“ Bochum

Die städtische Gemeinschaftsgrundschule „An der Maarbrücke“ liegt im Ortsteil Goldhamme am westlichen Rand der Innenstadt Bochums. Die Schüler bilden eine bunte Vielfalt aus nahezu 18 verschiedenen Nationalitäten. Bedingt durch die derzeitige Flüchtlingssituation besuchen auch Seiteneinsteigerkinder mit keinen oder nur sehr geringen Deutschkenntnissen unsere Schule. Aktuell besteht die Schülerschaft aus insgesamt 162 Kindern.
Es stehen zwölf Klassenräume, eine große Aula, ein Nebenraum, ein Computerraum, eine kleine Bücherei sowie eine Turnhalle für den Unterricht zur Verfügung. Zum Schulgelände gehören ein Rasenplatz, eine große Freifläche, eine Freiluftklasse, ein großes Klettergerüst, eine Reckanlage und vieles mehr.

Das Schulkollegium umfasst zurzeit 15 Lehrkräfte, darunter ein Lehrer für Türkisch, ein Kollege für Islamkunde, eine Sonderpädagogin, eine Sozialpädagogin und eine Schulsozialarbeiterin. Der offene Ganztag für den Nachmittagsbereich bietet ein umfangreiches Angebot und beinhaltet die Unterstützung bei den Hausaufgaben, Mittagessen, verschiedene AGs und Freizeitaktivitäten sowie unterschiedliche Projekte.
Nur eine begrenzte Anzahl – bedingt durch die Räumlichkeiten – von ca. 58 Kindern wird hier durch den Träger „IFAK“ von montags bis freitags jeweils bis 16.00 Uhr betreut.
Für die Arbeit an der GGS „An der Maarbrücke“ gelten folgende grundlegende Erziehungsziele:

  1. Erziehung zur Toleranz
  2. Individuelle Förderung und Leistungsbefähigung
  3. Soziales Lernen
  4. Erziehender Unterricht

Idee und Ziele der Spiele-AG „Spiel mit!“

Dem Projekt liegt die Idee zugrunde, dass Schule als ein Ort des Lernens und Lebens von den Kindern wahrgenommen werden soll. Sozialräumliche Nachmittagsangebote im außerschulischen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsbereich schaffen für die Kinder eine Umgebung, die ihnen angstfreies Lernen ermöglicht.

Durch die Spiele-AG sollen Kinder, die nicht den offenen Ganztag besuchen, an eine freizeitpädagogische Maßnahme im außerschulischen Bereich angebunden werden mit dem Ziel, ihnen einen (besseren) Zugang zu Gesellschafts- und Brettspielen zu verschaffen und somit ihr Interesse für die klassischen Spiele zu wecken. Denn diese stehen in großer Konkurrenz zu digitalen Spielen und Gesellschaftsspiele geraten deshalb immer mehr in Vergessenheit. Viele der SchülerInnen haben einen erhöhten Bildschirmkonsum. Sie verbringen den Großteil ihrer Freizeit mit digitalen Medien wie Fernseher, Computer, Spielekonsole oder Handy. Nur in den wenigsten Familien wird zu Hause noch gespielt.

Brett-, Karten- oder Würfelspiele nehmen einen großen Einfluss auf die kindliche Entwicklung. Spiele dieser Art sind für Kinder so etwas wie eine Probebühne. Hier werden Verhaltensweisen und Rollen für den Einsatz im normalen Alltag trainiert. Die Kleinen schulen Wahrnehmung, Konzentration, Gedächtnis sowie logisches und strategisches Denkvermögen. Aber auch Phantasie, Kreativität und soziales Handeln sind gefordert. Zudem müssen sie Glück und Pech, Spannung und Entspannung aushalten und dürfen sich über Erfolge freuen. Regeln sollen akzeptiert und angewandt werden – gleichzeitig erfahren die Kinder, dass diese Regeln für alle gelten und einen verlässlichen Rahmen darstellen. Im Laufe des Spiels lernt schon der kleinste Mitspieler, sich in die anderen hineinzuversetzen: mal mitfühlend, mal abschätzend im Hinblick auf die eigene Strategie. Das Ritual eines gemeinsamen Spiele-Nachmittags schweißt zusammen und vermittelt Geborgenheit, Freude und Gemeinschaftsgefühl. Spielen ist also wichtig für die soziale, geistige und emotionale Entwicklung von Kindern. Sie lernen Rücksicht auf andere Kinder zu nehmen, Regeln einzuhalten, Konflikte auszutragen, Gefühle zu zeigen und zu verlieren. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Kinder lernen Dinge wertzuschätzen, indem sie zu einem pfleglichen Umgang mit den Spielen angehalten werden.

 

Planung, Organisation und Durchführung des Projektes

Für die Teilnahme an der Spiele-AG ist die schriftliche Zustimmung der Eltern erforderlich. Nach einer Schnupperstunde können die Kinder entscheiden, ob ein weiterer Besuch der AG von ihnen gewünscht wird, die Teilnahme sollte dann verpflichtend für ein halbes Schuljahr gelten – von dieser Regelung wurde jedoch Abstand genommen. Vielmehr ist eine Teilnahme an der laufenden AG, sofern die maximale Gruppengröße von 15-17 Kindern noch nicht erreicht ist, jederzeit möglich. Geplant war ursprünglich eine maximale Anzahl von 25 Kindern. Diese Gruppengröße erwies sich im Nachhinein allerdings als zu groß.

In Absprache mit den Lehrern und Kindern wurde eine Liste über in Frage kommende Spiele erstellt. Die endgültige Auswahl wurde unterstützt durch die Empfehlungsliste von „Spiel des Jahres“. Bei der Anschaffung der Spiele wurde darauf geachtet, dass innerhalb des Altersspektrums von 6 bis 11 Jahren Feinabstufungen berücksichtigt werden. Ebenso wurde auf Diversität (Brettspiele, Kartenspiele, Aktionsspiele, Strategiespiele) geachtet. Neben den Spielen wurden einige Sitzkissen gekauft, damit die Kinder auch auf dem Boden spielen können. Der Ansturm auf die Kissen war zu Beginn sehr groß, im Laufe der AG relativierte sich dieses jedoch und es wurde sowohl an den Tischen als auch am Boden gespielt.

Folgende Spiele wurden angeschafft: Tier auf Tier, Halli Galli und Halli Galli Extreme, Häuptling Wackelnix, Sechs nimmt! und Sechs nimmt! Junior, Sound Quartett, Das magische Labyrinth, Das verrückte Labyrinth, Spitz pass auf!, Wer ist es?, Phase 10, Geistesblitz und Geistesblitz 5 vor 12, Elfer raus! Junior, Maulwurf, Lotti Karotti, Speed Cups, Floh Spiel, Kniffel und Kniffel Kids, Zicke Zacke Hühnerkacke, Können Schweine fliegen?, Meine 6 ersten Spiele, Activity Junior, Make’n‘ Break, Drecksau, UNO Deluxe, Monster-Falle, Geister, Geister, Schatzsuchmeister, Mensch ärgere dich nicht, Spielemagazin, Twister, Mikado, Socken zocken, Vier gewinnt, S.O.S. Affenalarm, Qwirkle, Sau-Bande, Puzzle, Flottenmanöver, Silhouette Junior, Jungle Speed und Ubongo.

 

Die Spiele-AG ist im März 2016 gestartet und war ursprünglich für ein Jahr angedacht. Mittlerweile ist sie fest in den Schulalltag etabliert und findet auch nach Projektabschluss weiterhin jeweils dienstags von 13:30 Uhr bis 15: 30 Uhr statt. Ursprünglich war der Donnerstag als AG-Tag geplant. Gestartet wurde dann aber aus organisationstechnischen Gründen mit dem Dienstag und dabei ist es auch geblieben. Die Zielgruppe des Projektes sind Schülerinnen und Schüler im Alter von 6 bis 11 Jahren (1. bis 4. Klasse), die nicht den offenen Ganztag besuchen. Der Ursprungsgedanke, dem eine heterogene Gruppe aus allen Jahrgängen zugrunde gelegen hat, beinhaltete, dass Schülerinnen und Schüler ihren Wissensstand an jüngere Kinder weitergeben und Kinder von Kindern lernen können. In der Praxis hat sich diese Konstellation als äußerst positiv dargestellt. Die älteren Kinder haben ihr Wissen sehr gerne und mit Stolz an die jüngeren Kinder weitergegeben, geduldig erklärt und das auf eine sehr wertschätzende Art.

In den ersten Stunden der Spiele-AG wurden die Verhaltensregeln gemeinsam mit den Kindern erarbeitet. Sie enthalten im Wesentlichen die Aspekte Fairness, Lautstärke beim Spielen, Achtsamkeit im Umgang mit den Spielen, Gesprächsregeln und Umgang mit Konflikten. Die Regeln wurden gemeinsam verschriftlicht und bildlich dargestellt und anschließend im Spieleraum aufgehängt. In regelmäßigen Abständen und zu aktuellen Anlässen werden die Regeln zu Beginn der Stunde reflektiert. Die einzelnen Spieleanleitungen wurden kopiert. Das Original wird jeweils in einem Ordner aufbewahrt. Die Kopie wurde dem Spiel beigefügt. Alle Kopien sind nach über einem Jahr Spiel-AG noch vorhanden.

Nach dem Begrüßungsritual haben jeweils ein bis zwei Kinder nacheinander die Möglichkeit, der Gruppe ihr Lieblingsspiel mit den entsprechenden Spielregeln vorzustellen. Dieser Rahmen ermöglicht den Kindern das Sprechen vor einer größeren Runde zu üben. Gleichfalls hat es den positiven Nebeneffekt, dass alle Kinder nach und nach die Spielregeln der einzelnen Spiele kennenlernen. Die Kinder können dazu auch eigene Spiele von zu Hause mitbringen. Das Angebot der Spielevorstellung wird von den Kindern sehr gerne und gut angenommen. Zu jedem Termin stellt mindestens ein Kind ein Spiel vor. Kompliziertere Spiele wie beispielsweise Dame wurden auch mehrmals erklärt, wenn noch Erklärungsbedarf bestanden hat. Eigene Spiele von zu Hause wurden dagegen insgesamt nur zweimal mitgebracht und vorgestellt. Das Angebot bleibt aber weiterhin bestehen.

Die Kinder können sich eigenständig in Kleingruppen zusammen finden. Die Gruppengröße wird von der Sozialarbeiterin bei bestimmten Spielen oder bei eskalierenden Spielsituationen begrenzt. Ein Einschreiten von Seiten der Sozialarbeiterin war rückblickend kaum erforderlich. Die Kinder teilen sich selber so in Gruppen auf, dass die Spieleranzahl passt. Streitigkeiten untereinander sind sehr selten und gingen zumeist von denselben Kindern aus.

Jedem Spiel liegt eine Liste des Spielinhaltes bei. Anhand dieser Liste wird das Spiel nach Beendigung des Spiels sorgsam von den jeweiligen Schülerinnen/Schülern auf Vollständigkeit überprüft. Alle Spiele sind zum aktuellen Zeitpunkt noch vollständig. Angedacht war, dass die Kinder direkt nach dem Spiel, das Spiel wieder in den dafür vorgesehenen Spieleschrank stellen. Das hat sich aber nicht bewährt. Der Spieleschrank befindet sich in einem anderen Raum. Das Austauschen und Wegbringen der Spiele innerhalb der AG sorgte für Unruhe. Wir haben uns dann entschieden zu Beginn der AG eine große Auswahl an Spielen mit in unseren Raum zu nehmen und die Spiele alle zusammen am Ende der AG wieder zurück in den Schrank zu bringen.

Die Spiele-AG wird in Kooperation des Jugendamtes der Stadt Bochum und der GGS „An der Maarbrücke“ durchgeführt. Die Schulsozialarbeiterin steht während der gesamten Spielzeit als Ansprechpartnerin zur Verfügung und nimmt bei Bedarf (Streit, Frustration über verlorene Spiele, etc.) eine beratende Funktion ein.

Wir möchten uns auch im Namen der Kinder herzlich für die finanzielle Unterstützung und die Berücksichtigung in dem Förderprojekt bedanken. Dadurch wurde es überhaupt ermöglicht, die Spiele-AG in diesem Rahmen ins Leben zu rufen. Das Projekt wird von allen Beteiligten als sehr gelungen empfunden und bereitet den Schülerinnen und Schülern als auch mir große Freude.

Martina Böhning, Schulsozialarbeiterin