Der Weg ist das Ziel. Das Ziel ist allerdings auch das Ziel. Vor allem aber sind Siegpunkte das Ziel. Im achten Teil von Stephan Felds City Collection, „Kathmandu“ (erschienen bei Queen Games) geht es in die gleichnamige Stadt, und zwar quer durch Nepal. Unsere Jurymitglieder haben sich auf die Rücken ihrer Yaks geschwungen und auf dem Weg durch malerische Landschaften Siegpunkte eingesammelt.
„Wir machen ein Wettrennen mit Yaks. Entscheidend ist nicht allein der Zieleinlauf, sondern eine Punktwertung. Das Rennen führt durch verschiedene Landschaften. Wir punkten (unter anderem), indem wir schnell vorankommen. Und wertvolle Waren erwerben (wofür wir Münzen brauchen, und das Yak muss in einer Stadt zum Stehen kommen). Und in Klöstern vorbeischauen (Halt im Kloster erforderlich). Und die Landschaftsarten in einer bestimmten Reihenfolge abklappern. Voran geht’s mit Würfeln. Sechs verschiedenfarbige stehen mir pro Runde zur Verfügung, drei davon setze ich für drei Yak-Bewegungen ein“, erklärt Udo Bartsch das Spiel. „Die Würfelfarbe bestimmt, welche Ressource ich bekomme. Zum Beispiel bringt mir ein orangefarbener Würfel eine Münze, ein grauer Würfel einen Kompass. Alles kann man gebrauchen, manches häufiger, manches dringender.“

Da die Yaks sich jeweils nur eine Richtung bewegen könnten, sei das Manövrieren anspruchsvoll, findet Bartsch. Außerdem gäbe es neben Ressourcen und Punkten noch Ausrüstungskarten und Tierkarten zu erwerben. „‚Kathmandu‘ enthält ganz sicher nicht zu wenige Dilemmata“, schreibt Bartsch. „Die sehr vielen Elemente machen ‚Kathmandu‘ allerdings auch hakelig.“ Es gebe vieles zu vergessen und zu übersehen. „Der an sich simple Zug, das Yak entsprechend der Augenzahl in eine Richtung zu versetzen, zieht manchmal einiges an Verwaltung nach sich. Und man vergisst Dinge, weil das Spiel rein mechanisch und nicht etwa thematisch zusammenhängt. Und weil die Gestaltung das Spiel nicht immer gut unterstützt.“ Bartsch kritisiert außerdem das Material: „Das Spiel ist sehr wertig produziert, es enthält Ablagetafeln aus dicker Pappe für Materialien, die meiner Meinung nach gar keine Ablagetafeln benötigen, sowie Double-Layer-Boards für Dinge, die normalerweise nicht zu verrutschen drohen. Mir soll das egal sein, wenn die Kundschaft es so liebt. Nur wirkt dieser Luxus unverhältnismäßig, wenn gleichzeitig spielrelevante Elemente wie die Grenzstreifen den Praxistest nicht bestehen. Angeblich sollen sie sich prima zwischen die Tableaus klemmen lassen, tatsächlich verrutschen sie aber während der Partie und kippen um.“ Außerdem seien Mechaniken enthalten, „die das Spiel nur umfangreicher, nicht aber besser machen. Die Sturmfront, die die Spieler:innen verfolgt, kann ein belangloses laues Lüftchen sein. Bei Tierkarten und Landkarten, die wir unterwegs sammeln sollen, erschließt sich mir nicht der spielerische Mehrwert“, schreibt Bartsch. Dennoch würde er eine Partie „Kathmandu“ auch nicht ablehnen. „Denn vieles ist auch gut: Der Würfelmechanismus und der Nachwürfelmechanismus und die schwerfällige Yakbewegung sind pfiffig. Nicht zuletzt durch das Würfeln wird ‚Kathmandu‘ nie langweilig. Man hat immer Ziele und Nöte, man hat immer was zu tun. Unterhaltsam ist es definitiv“, urteilt er.1
Nico Wagner und Stephan Kessler haben sich gemeinsam auf die Yakreise durch Nepal begeben. Für Kessler fühlt sich „Kathmandu“ anders an als die anderen Titel aus der City Collection, was nicht zuletzt daran liegt, dass das Spiel auch ein Wettrennspiel ist. „Obwohl es mir gut gefällt, ist es trotzdem so, dass mir die ganze Zeit ein Knüppel zwischen die Beine geworfen wird“. Er könne nicht machen, was er will, sondern das Spiel führe ihn durch die Würfel in eine Richtung, sagt Kessler. „Es hätte mir besser gefallen, wenn ich machen kann, was ich will“, plädiert er für positiver verwendbare Würfel. Das Spiel sei außerdem sehr „kleinteilig“ geraten. „Ich erkenne an, dass da sehr viel Schönes drinsteckt“, sagt Kessler. Dennoch sei er nicht komplett überzeugt. „Kathmandu“ sei zu konstruiert, einiges fühle sich aufgesetzt an. Er und das Spiel, meint er, würden keine Freunde mehr.
Nico Wagner findet hingegen, das Spiel sei im Prinzip kein Wettrennen, denn man spiele eine feste Anzahl an Runden. Man könne auch mal zurücklaufen. Das Spiel sei zumeist „nett ausbalanciert“, im Gegensatz zu Kessler habe er sich nicht „krass gegängelt gefühlt“. Ihm gefallen die verschiedenen Arten von Interaktionen, beispielweise beim Malen von Tieren hingen die Punkte auch von den anderen ab oder man könne sich gegenseitig Waren stehlen. Manchmal würde es allerdings etwas eng auf dem Spielfeld. Insgesamt aber gefällt ihm das Spiel gut. „Es ist eines meiner Kennerspielhighlights im Moment“, sagt er, kritisiert allerdings den hohen Verkaufspreis.2

Auch Tobias Franke findet, das Spiel habe einen sehr hohen Preis, und er kritisiert die innere Gestaltung der Schachtel: „Ich habe keinerlei Möglichkeit das Material zu verstauen.“ Hier sei man „sträflich allein gelassen“. Das sei für ein hochpreisiges Produkt „grenzwertig“. Abgesehen davon findet er allerdings, das Spiel biete „natürlich schöne Entscheidungen, es ist immer spannend, welche Würfel ich nehme“. Ihm gefalle auch, dass ein Würfel geopfert werden kann, um einen anderen nachzuwürfeln. „Ich möchte ja nicht nur würfeln und laufen, ich möchte ja auch Entscheidungen haben, und das hier ist wunderbar gelöst. Stefan Feld beherrscht sein Geschäft und weiß, wie man mit dem Zufallsgenerator Würfel arbeiten kann“, sagt Franke. Das ein oder andere Element des Spiels fühle sich allerdings „draufgeploppt“ an. Einige Möglichkeiten zu punkten seien „nicht so ganz gleichwertig“. „Da fehlt mir ein bisschen die Ausgewogenheit“, kritisiert er. „Es ist kein kompliziertes Spiel“, sagt Franke, man müsse allerdings vieles im Auge behalten. „Es hat mir erst sehr gut gefallen, der Anfangsreiz ist aber relativ schnell abgeflacht, weil es mir zu wenig unterschiedliche Erfahrungen gebracht hat.“ Er spiele es aber gerne weiterhin mit. Es sei ein „gutes Kennerspiel“, dem es etwas an Fokus fehle.3
Michaela Poingée mag „Kathmandu“: Das Spiel sei schnell erklärt, allerdings „vom Ablauf her doch etwas unübersichtlich“. Es gebt viele Möglichkeiten, um Punkte zu sammeln. Obwohl das Spiel durch die Würfel glückslastig sei, mache es ihr Spaß. „Ich habe immer etwas zu tun und muss dann eventuell umschwenken“, sagt sie – und möchte es „gerne wieder spielen“.4