Miau und Ahoi: Die Katzen müssen von der „Die Insel der Katzen“ (Frank West bei Skellig Games) auf ein Schiff gerettet werden. Dort räkeln sie sich dann an Deck – es sind eben Katzen. Dazu werden Karten gezogen, es wird gepuzzelt und überhaupt: Der frische Fisch sollte dabei auch nicht ausgehen. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren jeweiligen Medien auf samtpfotige Rettungsaktion begeben.
„Wir versuchen, möglichst viele Katzen auf unser Schiff zu puzzeln“, erklärt Julia Zerlik das Spiel. „In der Erkundungsphase erhält jeder Spieler sieben Karten und sucht sich zwei davon aus. Die restlichen Karten werden nach links oder rechts weitergegeben.“ Die so gezogenen Karten können behalten werden – müssen dann aber mit Fisch bezahlt werden. Anschließend „können nun alle behaltenen Karten ausgespielt werden – offen oder verdeckt.“ Manche Karten heißen „Lektionen“ und stellen Siegpunktbedingungen dar. Mit grünen Rettungskarten können Katzen von der Insel gerettet werden. „Erhaltene Katzen müssen sofort auf dem Rettungsschiff eingepuzzelt werden. Auf dem Schiffstableau gibt es Verschiedenes zu überdecken, um Schatzplättchen zu erhalten oder Minuspunkte zu vermeiden. Am Ende punkten Gruppen gleichfarbiger Katzen und das Erfüllen von Lektionen.“
Karten ziehen, puzzeln, der Auswahlmechanismus, dass die Karten bezahlt werden müssen – alles das seien keine „neuen Mechanismen“, findet Zerlik. Aber sie seien „auf eine sehr elegante Art und Weise zusammengefügt“. Zerlik gefällt „das ganze Spiel richtig gut, weil wir soviel Variabilität drin haben“, sowohl was die Karten als auch das Puzzeln der Katzen anginge. Das läge hauptsächlich an den unterschiedlichen Zielvorgaben.
Das „ganz große Manko“ des Spieles sei allerdings die Anleitung. „Denn es gibt sehr viele Karten, und leider ist bei vielen Lektionen überhaupt nicht klar, wie das gemeint ist.“ Oft seien Zielvorgaben nicht eindeutig. „Und das trübt den Spielspaß“, beklagt Zerlik. „Es wurde leider hier versäumt, die Regeln klar und deutlich zu schreiben.“ Außerdem bemängel Zerlik, dass sich in dem Sack, aus dem Schätze und Katzen gezogen werden müssen, die Gegenstände nicht so gut mischen lassen. Die größeren Gegenstände seien oben, die kleineren unten. Man müsse sehr oft neu mischen, um ausgeglichen zu ziehen.
„Ansonsten finde ich das Spiel genial“, urteilt Zerlik. Dass die Fische als Währung doppelt eingesetzt würden – um Karten zu kaufen und um Katzen anzulocken – erfordere gutes Management. „Das gefällt mir“, sagt Zerlik. „Es ist eines dieser Spiele, wo man ganz viel will aber gar nicht alles schaffen kann.“ Das Spiel sei ein „ordentlicher Hirnverzwirbler“.¹
„Ein Spiel voller Liebe für Katzen“, findet Manuel Fritsch „Die Insel der Katzen“. „Es ist ein mechanisches Spiel“, sagt er, keines, das von der Story getrieben würde. Gut gefällt auch ihm die große Variabilität: „Jede Partie ist anders, weil man sich den Großteil der Siegpunkte zusammendraftet.“ Es gäbe beispielsweise Punkte für alle Katzen, die den Rand des Schiffes berühren oder für alle roten Katzen. Dass in dem Spiel immer wieder Karten gezogen werden müssen, findet Fritsch reizvoll – gerade auch, weil man dabei auf die Auslage der Mitspieler und Mitspielerinnen achten müsse. „So baut sich das Spiel bei jeder Partie neu auf“, sagt Fritsch. „Dadurch wird das Spiel auch nicht langweilig, weil du so viele Möglichkeiten hast, an die Punkte zu kommen.“ Es sei, urteilt Fritsch, „ein ganz, ganz tolles Spiel geworden.“
Einzig die Altersangabe auf dem Karton findet Fritsch nicht gut gelungen. Dort stehe, dass das Spiel ab acht Jahren geeignet sei, das bezöge sich aber auf eine vereinfachte Regelvariante, die – findet er – sehr viel weniger Spielspaß bietet. Es sei mit den Originalregeln „auf jeden Fall ein Kennerspiel“. ²
Auch Nico Wagner findet das Spiel „in der normalen Version tausendmal besser“. Das liegt hauptsächlich daran, dass in der vereinfachten Regelvariante keine Karten gezogen würden, das Spiel aber den Kartenzieh-Mechanismus „richtig cool aufwertet. Ich weiß, warum ich was drafte, und zwar nicht nur, weil ich jetzt opportunistisch gerade genau diese eine Karte brauche. Sondern weil ich mir tatsächlich festlegen will, wofür ich diese Punkte bekomme.“ Dadurch, dass jeder seine eigene Regeln erschaffe, würde „Die Insel der Katzen“ zu einem „Puzzlespiel für Leute, die nicht gut puzzeln können“, weil es eben auch Aufträge gäbe, wo es gar nicht darum geht, einen Bereich des Schiffes exakt vollzupuzzeln. „Da kannst du sehr viel steuern, wie du das Spiel erleben möchtest.“
Wagners Hauptkritikpunkt ist, ähnlich wie der von Julia Zerlik, „dass es viele Aktionen gibt, die sich erst mal nicht erschließen, aber leider auch nicht durch die Anleitung erschlossen werden. Dieses Spiel hat ein Problem mit der Anleitung. Ich fand die nicht verständlich geschrieben, teilweise wurden Karten nicht erklärt.“ Wagner findet das schade. „Das ist so ein Materialflutspiel, und dann spart man anscheinend an der Anleitung.“ Wagner sieht das Problem darin, dass das Spiel für den deutschen Markt zwar übersetzt wurde, allerdings nicht noch einmal redaktionell bearbeitet.³
Bernhard Löhlein lobt „Die Insel der Katzen“ auch gerne: „Tetrisförmige Teile auf meinem Tableau zusammenfügen – solche Spiele gibt es in letzter Zeit sehr häufig. Aber dieses Spiel ragt aus der Masse heraus“, meint er. „Da sind Karten, die viele Wege zum Ziel bieten, die Spannung, welche Tiere noch aus dem Beutel in die Auslage gezogen werden und die fulminante Ausstattung, die sich natürlich auch im Preis niederschlägt.“ Sein Urteil: „Alles zusammen: eine runde Sache.“⁴