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Kommentar des Kinderspiel-Koordinators Christoph Schlewinski zum Spielejahrgang 2020

Der Spielejahrgang 2020 ist für die Jury Kinderspiel des Jahres in mehr als einer Hinsicht ungewöhnlich. Die Welt steht still, Kitas und Schulen schließen – und damit sind auch unsere Möglichkeiten, neue Spiele mit Kindern zu spielen eingeschränkt. Die Anzahl der Spiele, die wir deshalb aus dem Rennen nehmen mussten, ist sicherlich gering verglichen mit denen, die wir bereits testen konnten. Dennoch ist es schmerzlich für uns, das erste Mal seit Bestehen dieses Preises einen solchen Schritt gehen zu müssen. Wir können aber allen versichern: Die noch nicht gesichteten Spiele werden mit derselben Sorgfalt und Professionalität geprüft wie alle kommenden Neuheiten und rutschen, falls sich sie als empfehlenswert erweisen, in den nächsten Jahrgang. Trotz der ungewöhnlichen Situation blieben ca. 110 Titel übrig, die wir intensiv spielen konnten.

Und mit diesen Titeln kamen thematische und mechanische Spielewelten auf den Tisch, die wir so vorher noch nicht gesehen hatten. Kinder nahmen mit wenigen Mitteln an einem Empathie-Training teil. Sportutensilien bekamen eine ganz neue Funktion. Das Genre der „Legacy Spiele“, bei denen jede Partie eine Veränderung mittels Aufkleber, neuen Karten oder Regeln bedeutet, wurde das erste Mal auf Kinder zugeschnitten.

Dass viele dieser Innovationen in Spielen für vier- und fünfjährige Kinder auftauchten, macht den Kinderspieljahrgang 2020 ebenfalls zu etwas Ungewöhnlichem. Selten hatten wir für diesen Altersbereich eine so große und spannende Auswahl wie in diesem Jahr.

Kinder sind anspruchsvolle Mitspieler. Sie wollen gefordert werden, sie wollen Spannung, sie wollen vor Aufregung unruhig auf ihren Stühlen hin und her rutschen. Das alles muss man mit genau dem richtigen Mix aus Spannungsbogen und Regelfülle schaffen. Das zeigt einmal mehr, wie komplex die Arbeit von Autor*Innen für den Bereich Kinderspiel ist. Manches erwachsene Spielerherz mag erst dann richtig schlagen, wenn eine überbordende Fülle an Regeln und Sonderfällen auf dem Spieltisch liegt. Den Zielbereich, den man beim Kinderspiel treffen muss, ist dagegen ist sehr klein.

Aber so anspruchsvoll Kinder als Mitspieler sind, so dankbar sind sie auch, wenn die Ansprüche erfüllt werden. Die zehn Spiele auf unserer Liste haben uns und unsere Testkinder und Testfamilien am meisten überzeugt. Drei von davon haben am 15. Juni guten Chancen, den Preis als Kinderspiel des Jahres 2020 verliehen zu bekommen.

„Foto Fish“ von Michael Kallauch, erschienen bei Logis Spiele, ist ein Such- und Reaktionsspiel für Kinder ab 4.

„Speedy Roll“ von Urtis Sulinskas, erschienen bei Piatnik, ist ein Geschicklichkeits- und Rennspiel, ebenfalls für Kinder ab 4.

„Wir sind die Roboter“ von Reinhard Staupe, erschienen beim Nürnberger Spielkartenverlag, ein Einschätz- und Tippspiel für Kinder ab 5.

Wir, die Jury Kinderspiel des Jahres, danken den Autor*Innen, Illustrator*Innen und den Redaktionen und Verlagen für ihre tolle Arbeit.

Bis zur Preisverleihung gibt es für uns als Jury noch viel zu tun. Aber vielleicht haben Sie ja Lust, mit uns zu spielen. Durchforsten Sie unsere gesamte Liste, probieren Sie viel aus und lassen Sie sich und die Kinder in Ihrer Umgebung durch die Spiele so begeistern, wie wir begeistert wurden. Nutzen Sie diese ungewöhnlichen Zeiten als Chance, sich mit öfter mit allen an einen Tisch zu setzen und gemeinsam in fremde und spannende Welten abzutauchen – und behalten Sie es bei, wenn man sich wieder ungezwungen mit Freunden und Verwandten treffen kann.

Denn was gibt es Schöneres, als zu spielen? Oder – um es frei nach Loriot zu sagen: Ein Leben ohne Spiele ist möglich, aber sinnlos.