Kinder- und Jugendzentrum gGmbH auf Rügen
Unsere schulische Außenstelle in Bergen auf Rügen, das „Haus des Arbeitens und Lernens“, ist eine Schule in freier Trägerschaft, die mit Schülerinnen und Schülern arbeitet, die im Regelschulsystem an staatlichen Schulen nicht mehr angemessen betreut und beschult werden können. Sie haben Defizite im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung, die zum Beispiel auf Autismus, aber auch auf traumatische Kindheitserfahrungen zurückzuführen sind. Die Gründe für Entwicklungsstörungen sind individuell stark voneinander abweichend, sodass auch die Förderung entsprechend individuell ausgestaltet ist. Gleichzeitig findet die Beschulung gruppenorientiert statt. Jeweils eine Lehrkraft sowie eine sozialpädagogische Fachkraft verantworten eine Gruppe von bis zu acht Schülerinnen und Schülern. Insgesamt gibt es bei uns vier Gruppen, wovon eine Gruppe im Primarbereich angesiedelt ist, während die anderen drei Gruppen dem Sekundarbereich zuzuordnen sind.
Eines unserer Ziele besteht darin, die Schülerinnen und Schüler schrittweise wieder an eine regelmäßige und kontinuierliche Beschulung heranzuführen, ihnen Erfolgserlebnisse zu ermöglichen und sie dadurch zu motivieren und zu bestärken, Ängste abzubauen und in einem kleinen Rahmen auf das spätere Leben vorzubereiten. Davon leiten sich zwei weitere Vorhaben ab: Einerseits streben wir an, unsere Schülerinnen und Schüler wieder an den Regelschulbetrieb heranzuführen, andererseits erhalten sie die Chance auf einen Schulabschluss.
Im Beschulungsrahmen bieten wir im Nachmittagsbereich verschiedenste Wahlpflichtkurse an. Zunächst kam Anfang 2023 die Idee, mit den Schülerinnen und Schülern einen Brettspieltisch zu bauen. Als dieser vollendet war, strebten wir an, im Schuljahr 2023/24 den Wahlpflichtkurs „Brettspiele“ damit anzubieten. Die Möglichkeit einer Förderung durch den Spiel-des-Jahres-Verein brachte uns bei der Umsetzung des Vorhabens weiter. Umso mehr freuten wir uns, dass wir eine Förderung erhielten. Leider fanden wir auf der Insel Rügen keine geeigneten Spielevertriebsläden, sodass wir uns mit den Schülerinnen und Schülern in der Hansestadt Stralsund umsahen. Die Mitarbeitenden des dort ansässigen Fachgeschäfts Spielzeugschachtel unterstützten uns bei der Bestellung derjenigen Spiele, die wir vorher mit den Kursteilnehmenden ausgewählt hatten.
Die Anzahl der Teilnehmenden im Wahlpflichtkurs variierte zwischen vier und acht Spielenden, sodass wir ggf. auch an zwei Tischen spielten. Das Angebot wurde das ganze Schuljahr über sehr gut angenommen, weshalb wir den Kurs auch im aktuellen Schuljahr wieder anbieten. Zudem führten wir für unsere Grundschüler ebenfalls einen Brettspielkurs ein. In der Durchführung bekam ein Schüler bzw. eine Schülerin die Aufgabe, sich eingehender mit dem Regelwerk eines neuen Brettspiels zu beschäftigen, sei es anhand der beigepackten Regeln oder anhand von Erklärvideos im Internet. Darauf wurde das Spiel vorgestellt und ausprobiert. Die Spielerinnen und Spieler merkten dabei schnell, wie unterschiedlich sie jeweils bei den Spielen gefordert waren, und lernten den Unterschied der Spieltypen (Kennerspiel, Kinderspiel usw.) kennen.
In der Kurszeit des letzten Schuljahres konnten wir neben erwartbaren Faktoren im Sozialverhalten positive Effekte beobachten. Einige Schülerinnen und Schüler wurden in die Lage versetzt, sich auch nach einem anstrengenden Schultag nochmals zu konzentrieren. Sie waren motiviert, selbst schwierige Kennerspiele zu erlernen und über mehrere Wochen zu meistern (z.B. „Woodcraft“). Frust und Konfliktsituationen entstanden dadurch ebenfalls, jedoch überwog stets der Spielspaß. An den Brettspielen werden die Schülerinnen und Schüler unserer Schule noch einige Jahre Freude haben, um ihre sozialen Fähigkeiten auszubauen.
M. Promehl
stv. Schulleiter