Gefördert: Kolloqium der Europäischen Spielesammler Gilde in Chemnitz
Vom 08. bis 11. April 2025 tagte das 27. Internationale Board Game Studies Colloquium (BGSC) auf Einladung der Europäischen Spielesammler Gilde e.V. und des SIS3 Sächsischen Institut für Spiel in Chemnitz, der Europäischen Kulturhauptstadt 2025. Die renommierte wissenschaftliche Tagung zum Thema Brettspiele und Brettspielforschung stellte in der vierten deutschen Auflage die Themen „Sammelnd das Kulturgut Spiel bewahren/erleben“, die „Darstellung von Geschichte in Spielen der DDR“ sowie den pädagogischen Einsatz von Spielen in den Fokus. Gerahmt in ein informatives Programm
wurde der Spielestandort Deutschland gewürdigt und die aktuelle Arbeit am und für das Kulturgut Spiel gezeigt.
Die wohl coolste Coworking- und Eventlocation in Chemnitz: 2024 in dieser Form eröffnet, lässt sich im Gebäudekomplex einer ehemaligen Textilmaschinen- und späteren Werkzeugmaschinenfabrik die Vergangenheit von Chemnitz als Industriestadt nachspüren. Dieser neu gedachte Arbeitsraum und kreative Kosmos bot einen unvergleichlichen Rahmen für das BGSC.
Die ESG hat sich der Förderung des Kulturguts Spiel und der Erforschung seiner Geschichte sowie dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch bei der Erfassung und Sicherung des europäischen und internationalen Spiele-Erbes verschrieben. Derzeit sind knapp 100 private und institutionelle Sammler
in der ESG organisiert. Und diese Sammler haben für die Teilnehmenden des BGSC ihre Schatztruhen geöffnet und eine kleine, aber feine Begleitausstellung organisiert. Zu sehen waren „Herzstücke“, sprich Exponate, die der Sammlerin/dem Sammler besonders am Herzen liegen, die einen besonderen Wert darstellen, eine besondere Geschichte verbergen. Zu sehen waren u.a. besondere Salta-Exponate, historische Mensch ärgere Dich nicht-Spiele, Würfel aus verschiedenen Jahrzehnten, Märchen-Spiele aus früheren Zeiten.
Zu großen Freude der Organisatoren waren über 100 Teilnehmende aus 18 Ländern zum BGSC 2025 registriert, von denen 75 persönlich begrüßt werden konnten; die weiteren nahmen online teil. Es trafen sich führende Spielwissenschaftler:innen, u.a. von Universitäten aus New York, Paris, Mailand, Lissabon, London und Melbourne, aber auch Studierende aus Chemnitz und Augsburg zu einem sehr intensiven, auf Augenhöhe stattfindenden Fachaustausch. Und dank moderner Technik gab es sogar Vorträge aus Indien und der Türkei zu hören. Resümee Vorfreude, Aufregung, Anspannung – so kann man wohl die Gefühle beschreiben, mit denen die letzten Wochen vor dem BGSC angefüllt waren. So viel noch zu tun, so viel vorzubereiten: Anfragen von Referent:innen und Teilnehmenden beantworten, letzte Absprachen mit der Veranstaltungslocation klären, die Punkte im Rahmenprogramm nochmal durchgehen, die Ausstellung der ESG koordinieren, und und und.
Dann plötzlich: Transport aller Materialien zur Location, Aufbau vor Ort, Einrichtung der Tagungstechnik, Ankunft der anderen Conference Hosts – Menschen, die man bisher nur von Onlinemeetings kannte – das Eintreffen der Teilnehmenden aus aller Welt, erste Gespräche an der Kaffee-Tee-Keks-Obst-Station, die Eröffnungsworte, House-Keeping-Hinweise und schon starten die Vorträge… eine unglaubliche Reise, die etwa eineinhalb Jahre zuvor begonnen hat und nun ist es plötzlich soweit: das 27. Internationale Board Game Studies Colloquium in Chemnitz, der Europäischen Kulturhauptstadt 2025, hat begonnen. Was folgt, sind vier Tage, in denen sich die führenden Brettspielforscher*innen zur Präsentation neuer Forschungsergebnisse, zur Diskussion darüber, zur Vernetzung treffen. Das Kulturgut Spiel, seine historische, sozialgeschichtliche, bildungswissenschaftliche Bedeutung steht im Fokus. Der intensive Austausch wird auch neben und nach den Fachvorträgen – manchmal auf einer Schaukel – fortgesetzt, das Rahmenprogramm erweitert den Blick auf den Spielestandort Chemnitz, Sachsen, Deutschland, gibt Raum zum persönlichen Kennenlernen. Dies alles in einer wertschätzenden, entspannten, freundschaftlichen Atmosphäre mit Kommunikation auf Augenhöhe. Vier Tage, die so unglaublich schnell vorbei waren und nun Zeit und Raum zum Verarbeiten brauchen. Es bleibt das Gefühl der Dankbarkeit für alles Erlebte, für die neuen Erkenntnisse, für die Eindrücke und vor allem die Begegnungen mit Menschen, die eins verbindet: die Freude am Spiel.
Cynthia Kempe-Schönfeld
1. Vorsitzende der Europäischen Spielesammler Gilde e.V.
