Gefördert: Institut für Geschichte der Universität Oldenburg

Mein Name ist Lucas Haasis. Ich bin Dozent an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und forsche und lehre dort zur Geschichte der Frühen Neuzeit (1500–1800) sowie Spielen mit historischem Setting in der Geschichtsvermittlung. 2020 habe ich gemeinsam mit dem Lehrer Patrick Heike das Gamelab in der Villa Geistreich der Universität gegründet, das sich dem praktischen Einsatz von Games in der Schule und während der Lehramtsausbildung widmet. In meiner Lehrtätigkeit setzte ich analoge sowie digitale Spiele zur Geschichtsvermittlung und Medienbildung ein. Dazu betreue ich Lehramtsstudierende und arbeite deutschlandweit mit Lehrkräften zusammen, berate Studios und gebe Fortbildungen. Neben meiner Tätigkeit in der universitären Lehre bin ich zudem Forschungskoordinator im Projekt Prize Papers, einem auf 20 Jahre angelegten Akademienprojekt, das britische Kapergerichtsunterlagen erschließt, erforscht und digitalisiert, die im Zuge von Schiffskaperungen zwischen 1652 und 1815 angefallen sind. Während der Epoche der Frühen Neuzeit waren Kaperungen ein legitimes Mittel der taktischen Kriegsführung. Die einzige Bedingung um eine Kaperung kriegs- und maritim-rechtlich zu legitimieren war es, dass es sich bei den gekaperten Schiffen um feindliche Schiffe handelte. Dazu wurden die Schriftstücke von Bord der Schiffe konfisziert und als Beweisstücke in Gerichtsprozessen vor dem britischen Maritimgericht eingesetzt. Nach den Gerichtsprozessen wurden die Dokumente nicht zerstört, sondern als Beweismittel eingelagert und werden bis heute in den britischen National Archives in London verwahrt.

Spielebetrachtungen in der Ideenschmiede

Im Wintersemester 2023–2024 habe ich an der Universität Oldenburg ein Seminar zu den Prize Papers und zu Brettspielen angeboten, das meine beiden Arbeitsbereiche miteinander verbinden sollte. In diesem Seminar ging es darum, zum Archivbestand der Prize Papers ein eigenes Brettspiel zu entwickeln. Die Beweggründe dafür, dieses Seminar zu veranstalten, waren dreierlei: Zum einen werden Brettspiele viel zu wenig zur Geschichtsvermittlung in Bildungsinstitutionen eingesetzt und das obwohl sie unzweifelhaft als Kulturgüter gelten können, die Geschichtsbilder prägen. Zum zweiten ist die Entwicklung eines Spiels im Rahmen einer Lehrveranstaltung ein einträglicher Weg, die Studierenden an ein Thema heranzuführen und eine kritische Auseinandersetzung mit Geschichte zu fördern. Das Seminar wurde als Lehrveranstaltung forschenden Lernens ausgerichtet, ermöglicht durch Zuschüsse von forschen@studium an der Universität Oldenburg. Zum dritten bieten sich die Prize Papers als einmalige historische Überlieferung und als spannender Forschungsgegenstand für Studierende dazu an, einen Spielprototypen zu entwickeln. Der Öffentlichkeit am Ende eines Seminars ein gemeinsames spielfertiges Produkt vorzustellen stellt einen großen Anreiz für Studierende dar.

Testspiel in Oldenburg

Ein wichtiger Teil des Seminars war es, neben dem Erforschen des historischen Kontexts und dem Erlernen der wesentlichen Elemente der Game-Entwicklung, sich in mehreren Praxisphasen aktiv Inspiration für Spielmechaniken und Spielideen zu holen. Dazu wurden drei Spiele-Sessions veranstaltet, in denen die Studierenden, unterstützt durch geladene Gäste aus der Brettspielforschung sowie gemeinsam mit interessierten Gäste aus der Öffentlichkeit unterschiedliche Spiele zu spielen, zu analysieren und zu diskutieren. Um diese Spiele-Sessions zu veranstalten wurden Fördermittel von Spiel des Jahres e.V. beantragt. Ohne die Förderung hätten weder die Spiele-Sessions noch das Seminar wie geplant stattfinden können.

Spieleabend-Panorama

Die gewählten Spiele der Spielesessions richteten sich dabei nach den Fortschritten der Spielentwicklung und den Wünschen der Studierenden. Zunächst wurden bekannte „Klassiker“ von Brettspielen gespielt um dann in den folgenden Sessions spezieller auf die Bedürfnisse der Spielentwicklung einzugehen. So wurden etwa in der zweiten Session gezielt Social Deduction Games gespielt. In der letzten Spielesession wurde das eigene Spiele vorgestellt, das als Prototyp eine Woche vor Semesterende erfolgreich fertiggestellt worden war. Das Spiel erfuhr durchweg positive Resonanz und wurde von allen Gästen gerne und auch mehrmals gespielt.

Die Spiele-Session wurden sowohl von den Studierenden als auch von der Öffentlichkeit gut aufgenommen und sollen nun fest im Uni-Alltag verankert werden. Die erstandenen Spiele können für eigene Spiele-Sessions im Uni-Rahmen ausgeliehen werden, was bereits rege genutzt wird, sodass eine nachhaltige Nutzung der Spiele gewährleistet ist.

Die Förderung von Spiel des Jahres e.V. hat es mir erlaubt, den Grundstein für eine Brettspiel-Bibliothek an der Universität Oldenburg und am Gamelab in der Villa Geistreich zu legen. Solch eine Ressource ist zentral für die Einbindung von Spielen in die Lehramtsausbildung an der Universität.

Das Seminar wurde vom Kameramann und Mediendesigner der Universität Oldenburg, Sebastian Welp, begleitet, der eine Dokumentation zur Veranstaltung produziert hat. Die Dokumentation soll nun die Grundlage dafür bilden eine weitere Förderung für das Spiel zu beantragen. Die Dokumentation kann hier angeschaut werden:

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Mehr Informationen

Das gesamte Lehrkonzept zum Seminar wurde auf der Homepage und in der Lehrsammlung von forschen@studium an der Universität Oldenburg veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.

Lucas Haasis

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