Tiere sollen im Einklang mit der Natur leben – dieses Ideal treibt uns an bei „Harmonies“ (Johan Benvenuto bei Libellud). Und um es gleich vorwegzunehmen: Das Spieldesign mit seiner eleganten Verzahnung von zwei Punktesträngen fasziniert mich mit jeder Partie mehr. Ein einfacher Kernmechanismus fordert zu vorausschauender Planung heraus. Unaufgeregt, aber herausfordernd und schön.
Jeder gestaltet auf seinem eigenen Tableau eine Landschaft aus kleinen Holzsteinen in verschiedenen Farben. Die nutzen wir, um Bäume, Gebirge, Flüsse, Getreidefelder und Häuser entstehen zu lassen. Dazu ist es mitunter auch nötig, Steine zu stapeln. Zweimal Braun plus einmal Grün lässt beispielsweise – fast schon intuitiv – einen großen Baum wachsen; solche Gebilde bringen am Ende Punkte.
Die Wertung für die Landschaft ist aber nur ein Teil in diesem dreidimensionalen Puzzle, auf die ich achten sollte. Als zweite Punktequelle gibt es die Tiere, die ein zu Hause finden wollen. Jede Art bevorzugt eine bestimmte Kombination von benachbarten Holzsteinen oder -stapeln. Frösche beispielsweise lieben Wasser neben kleinen Bäumen, Eichhörnchen große Bäume neben Häusern. Welche Muster jeweils nötig sind, zeigen mir die wundervoll illustrierten Tierkarten. Auf ihnen ist auch vermerkt, wie viele Exemplare einer Art ich maximal werten kann. Bis zu vier Karten darf ich zeitgleich offen haben.
Die Kunst in „Harmonies“ besteht nun darin, seine Steine möglichst effektiv einzusetzen. Sodass die Landschaft mit den ausgewählten Tieren gut harmoniert und es jeweils viele Punkte gibt. Eine knifflige Aufgabe. Zumal ich die Steine nicht beliebig wählen kann, sondern ich muss in meinem Zug stets ein Set mit drei Steinen aus der Mitte nehmen; fünf zufällig zusammengestellte Sets stehen stets zur Auswahl. Die Tierkarten geben zudem vor, auf welchem Stein der passenden Kombination ein kleiner Tierwürfel platziert werden muss. Damit wird symbolisiert, dass dieser Lebensraum schon bewohnt und damit nicht mehr für andere Tiere verfügbar ist. Wer sich verplant, kriegt weniger Tiere unter.
Die Knobelei richtet die Konzentration vor allem auf mein eigenes Tableau. Eine indirekte Interaktion gibt es dadurch, dass sich alle aus derselben Auslage bedienen. Da schnappt einem schon mal jemand die gewünschten Ressourcen oder Karten vor der Nase weg. Aber auch wenn es nicht ideal laufen sollte: Am Ende bin ich Schöpfer eines einzigartigen Biotops.
Karsten Grosser