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Convention: „Ein gutes Brettspiel ist automatisch ein nachhaltiges Brettspiel“

Es dauert eine Weile, bis der Müll von der Tasche auf den Tisch gewandert ist. Folien, Pappreste: Drei Spiele, sagt Stefan Gohlisch, hätte er heute ausgepackt, der kleine Haufen auf dem Tisch sei das, was übrig geblieben sei. Der Müll des Spielens.

Von links nach rechts: Marcus Böhm (Burgschneider), Stefan Gohlisch (Spiel des Jahres), Anna Grasemann ( Fair Toys Organisation e.V.) und Moritz Brunnhofer (Hans im Glück)

Gohlisch ist Mitglied der Jury Kinderspiel des Jahres und moderiert eine Diskussion zu den Produktionsbedingungen und der nachhaltigen Produktion von Spielen, die am vergangenen Wochenende den Auftakt zur Convention „Hannover lernt Spielen(d)“ bildete. Die Veranstaltung fand in den Räumen des Bildungsverein Hannover statt und war unter anderem vom Spiel des Jahres e.V. unterstützt worden. Eingeladen waren dazu Marcus Böhm, der Geschäftsführer der Firma Burgschneider ist, die Kleidung für Liverollenspiele anfertigt und das weltweit größte Larp „Conquest“ ausrichtet, Anna Grasemann, die mit der Fair Toys Organisation e.V. an einem Siegel für nachhaltige Spielwarenproduktion arbeitet und Moritz Brunnhofer, Leiter des Spielverlags Hans im Glück.

Schnelle Einigkeit

Im Prinzip ist das Panel sich schnell einig: Brettspielproduktion müsse und solle nachhaltiger werden; das gelte, so Grasemann, nicht nur für ökologische, sondern auch für soziale Aspekte der Produktion. Der richtige Weg sei schon beschritten: „Da baut sich was auf, da verändert sich was“, sagt Brunnhofer. Aus seiner Perspektive sei aber nicht alles optimal – er hätte zwar alle Fabriken besichtigt, in denen Hans-im-Glück-Spiele hergestellt würden, und die Arbeitsbedingungen dort seien gut, aber es gäbe dort auch Leiharbeit. Die Konsequenz: Nachhaltige Produktion bedeute – hier sind sich Brunnhofer und Böhm einig – teurere Spiele. Aber: „Wenn wir den Preis zu hoch ansetzen, werden einige Konsumenten da nicht mehr mithalten können oder wollen“, sagt Moritz Brunnhofer. Hier sei einerseits der Gesetzgeber gefragt, um Marktvorteile durch Billigproduktion auszugleichen. Andererseits aber auch die großen Brettspielhersteller – denn nur diese könnten neue Standards setzen. Etwa durch die Massenproduktion nachhaltiger Papierverpackungen statt Plastik, welche die Kleinen dann übernehmen könnten. Drittens sei aber auch die Aufklärung der Konsumenten wichtig; etwa durch Prüfsiegel. Vor allem aber müsse das Thema Nachhaltigkeit gerade bei Brettspielen mehr durch Spielekritik und „Brettspiel-Influencer“ in die Diskussion gelangen. „Ein gutes Brettspiel ist automatisch ein nachhaltiges Brettspiel“, fügt Gohlisch der Diskussion noch hinzu, „denn das zieht man auch in zehn Jahren noch aus dem Regal.“
Die ganze Diskussion zu Nachhaltigkeit und Spieleproduktion ist auch im Stream verfügbar.

Das Wochenende stand jedoch nicht nur im Zeichen der Nachhaltigkeit. „Die Convention nimmt das Thema Gesellschaftsspiele als Mittel der entwicklungspolitischen Bildung und Politik im Gesellschaftsspiel unter die Lupe“ heißt es in der Selbstdarstellung. Schwerpunkte waren dabei auch Gender und die Frage, inwieweit Spiele für die Bildungsarbeit genutzt werden können. Dabei ging es neben Brettspielen auch um Live-Rollenspiel und Escape Rooms. Auch das zweite Panel zu Gender und Repräsentation in Gesellschaftsspielen steht im Stream zur Verfügung.

Jan Fischer