Gefördert: VHS-Zweckverband Voreifel
Der VHS-Zweckverband Voreifel ist der kommunale Weiterbildungs-Anbieter der Städte Rheinbach und Meckenheim sowie der Gemeinden Swisttal und Wachtberg. In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach führt die VHS einen Kurs für Migranten zur Wertevermittlung durch. In diesem Kurs wurde vom 11.6. bis zum 4.7.2025 ein Projekt mit Brettspielen durchgeführt, die Spiel des Jahres e.V. gespendet hatte. Dabei wurden Brettspiele vorgestellt und gespielt.
Es ging um das Einhalten von Regeln, um den Unterschied zwischen Lügen und Bluffen, um Kooperation und Konkurrenz, um auftauchende Emotionen, um Gewinnen und Verlieren. Die Brettspiele boten Gelegenheiten, sich mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen und waren zugleich ein soziales Training.
Die meisten Teilnehmer kannten vorher keine modernen Brettspiele, konnten sich dennoch darauf einlassen, hatten Spaß beim Spielen und fanden es gut, etwas Neues kennenzulernen. Trotzdem ist es problematisch, in einem Zwangskontext wie der JVA zum Spielen aufzufordern. Spielen sollte freiwillig sein und so musste es auch die Möglichkeit geben, nicht mitzuspielen, ohne deshalb dem Kurs fernzubleiben.
Es gab einen Kursteilnehmer, der manchmal mitspielte und manchmal nicht. Er bekam dann besondere Aufgaben, die in Zusammenhang mit dem gemeinsamen Spiel standen. So sollte er einmal darauf achten, wer bei einem kooperativen Spiel die Entscheidungen traf, und bei einem anderen Spiel sollte er aufpassen, dass die Spieler nicht schummelten. Letztere Aufgabe war ihm allerdings unangenehm. Auch im spielerischen Zusammenhang wollte er nicht jemand sein, der „zinkte“, also einen anderen Häftling verriet, obwohl das Einhalten von Regeln zum Teil vehement von einzelnen Häftlingen eingefordert wurde.
Ein kritischer Punkt in dem Projekt war, als ein Mitspieler wiederholt bei einem sozialen Deduktionsspiel vom Spiel ausgeschlossen wurde. Die Spielsituation spiegelte dabei seine Stellung in der Gruppe. Auch dies wurde anschließend im Gespräch aufgenommen und besprochen. An dieser Stelle zeigt sich aber auch, dass es eben nicht nur Spiel und Spaß ist, was da passiert, sondern Probleme, die außerhalb des Spieles existieren, sich auch im Spielverlauf zeigen können und bearbeitet werden sollten.
Es war spannend zu sehen, wie sich Vorlieben für bestimmte Spiele entwickelten und die Gruppe sich gegen Ende der Projektzeit auf bestimmte Spiele einigte. Die Favoriten waren „7 Wonders Architects“ und „Camel up“. Mit einer neuen Zusammensetzung der Gruppe wird das Projekt auf jeden Fall wiederholt werden.
Annette Bothien
Kursleiterin in der JVA Rheinbach im Auftrag des VHS-Zweckverband Voreifel
