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Minister

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Hintergründige, ironische Bosheit macht aus MINISTER beinahe schon zu Realismus pur. Wer am Schluss den Kanzler stellt, gewinnt. Die Ministermehrheit stellt den Kanzler. Am meisten Ministerpöstchen bekommt zugeschanzt, wer die meisten Pressekonferenzen anzettelt. Dazu braucht man nicht Intelligenz, sondern Würfelglück. Das ist fast so wie im echten Leben. Die Zugmechanik ist originell. Auf jedes Feld folgt eine kleine Barriere mit Zahlen. Wenn man eine davon würfelt, darf man weiterziehen. Sonst tickt die Uhr und rückt den Zeitstein dem Ende des politischen Gerangels einen Schritt näher. Doch zuvor drängen die Minister ins Kabinett. Sind alle Ressorts besetzt, fliegt eben ein Kollege aus dem Amt, worauf er eine Pressekonferenz gibt und eine regelrechte Ministerernennungslawine auslöst. Auf Einflussfeldern kann man Gegenspieler in den Fettnapf bugsieren, aus dem sie sich erst wieder mühsam herauswürfeln müssen. Und schließlich ist da auch noch der Meinungsmacher, der pausenlos Minister produziert. Kaum hat einer im Kabinett eine beruhigende Übermacht, rotten sich die anderen zu einer unheiligen Opposition zusammen und jagen systematisch die Amtsinhaber von der Regierungspartei in den Ruhestand. Bis sich ein anderer auf dem Kanzlerthron breit macht, um bald darauf ebenfalls abgesägt zu werden. Das alles ist so einfach und so plausibel, dabei so fein gesponnen und so voll Witz. Ein brillantes Würfelspiel.