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Giganten

Giganten

Das Spiel ist schon deshalb gut, weil es ein Spiel in einem sehr ursprünglichen Sinne ist – ein Spielzeug ist es nämlich auch, eine Ansammlung von wundersamen Kleinigkeiten, die an die Kindheit erinnern und sie vielleicht sogar für ein Weilchen zurückbringen. Derartiges läuft üblicherweise unter dem Begriff „Material“, aber das ist ein allzu billiges Wort: Teile einer kleinen Welt, das passt besser. Lastwägelchen. Lokomotivchen. Ölfäßlein. Ein Spielplan, auf dem dies alles fährt und steht, also Texas, viel Wüste, einige Gras bewachsene Hügel und ein paar kahle Berge; am Rande Schienen und Raffinerien. Vor dem inneren Auge taucht vielleicht sogar James Dean auf, des Titels und Themas wegen, doch das muss nicht sein – ein Film läuft auch so ab. Und die Spieler sind seine Hauptdarsteller.

Die Geschichte des Films, beziehungsweise Spiels, geht so: Unter der Wüste wartet Öl, ergiebige Quellen gibt’s und eher ärmliche; wir müssen hinausfahren, die Quellen prüfen und gegebenenfalls Fördertürme errichten, die natürlich Geld kosten. Was wir draußen finden, wird mit Hilfe der Lokomotiven in die drei Raffinerien gebracht, vorübergehend gelagert und dann verkauft. Aber zu welchem Preis? Und lohnt es sich überhaupt? Oder war der Aufwand höher als der Ertrag – oder gehen wir gar ganz leer aus und haben das Öl später billig zu verscherbeln, während die Konkurrenz fröhlich absahnt und immer reicher wird?

Runde für Runde versuchen wir, diese zumindest geschäftlich existentiellen Fragen zu beantworten. Runde für Runde läuft dabei gleich ab, beginnt mit der Festlegung der aktuellen Ölpreise per Würfel und gipfelt in der Versteigerung des Rechts, Öl zu verkaufen. Was dazwischen liegt, ist fugenlos verzahnt und wichtig Punkt für Punkt: Aktionskarten liegen auf dem Tisch, mit deren Hilfe Lastwagen und Lokomotive bewegt werden können, die aber auch Lizenzen zum Ölverkauf einbringen – welche Karte mit welcher Verteilung von Aktionen wäre gerade die Richtige? Dann die Bewegung – sollte der Lastwagen möglichst weit fahren, damit er noch diese oder jene Quelle erreicht? Oder besser die Lokomotive, auf dass sie nach der Förderung mindestens auf der Höhe des Ölturms steht, weil sie sonst nicht transportieren kann? Schließlich die Quellen: gut oder schlecht? Bei manchen dürfen wir nachsehen, bei manchen nicht, weshalb schon mal ein teurer Turm auf einem Rinnsal sitzt.

Auf diese Vorbereitungen, deren Ertrag von einer sehr menschenfreundlichen Mischung aus Glück und taktischem Vermögen abhängt, folgt die Versteigerung – es wäre nun schön, viele Lizenzen zu haben, sie klug einzusetzen oder wenigstens gut zu bluffen, damit Ölgeld in die Kasse kommt. Oft ist es aber überhaupt nicht schön, sondern ausgesprochen ärgerlich, worüber sich leider die Konkurrenz sehr freut; gut, dass es einige Möglichkeiten gibt, sie immer mal wieder vom hohen Turm zu stürzen. Ganz am Rande fährt unterdessen, ebenfalls von den Karten gesteuert, eine schwarze Lokomotive – wenn sie am Ziel ist, sind wir es auch. Und reich? Nicht immer, nicht alle. Das Spiel ist auch deshalb gut, weil es zur Wiederholung verführt: Bei der nächsten Förderung wird alles anders. Vielleicht.