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Sauerbaum (1987)

Sauerbaum (1987)

Text bezieht sich auf die 1988 mit dem Sonderpreis Schönes Spiel ausgezeichnete Auflage

Just zum gleichen Zeitpunkt, als die Jury Spiel des Jahres ihre Arbeit aufnahm, begann – von Amerika und Kanada herübergetragen – auch in Deutschland die Diskussion über kooperative Spiele. Die Idee, in unseren Spielen endlich einmal stärker das gegenseitige Helfen, das Miteinander bei dem Erreichen eines Spielziels herauszustellen, greift immer weiter um sich. Sie erweist sich als weitaus tragfähiger, als es so manche Propheten vorausgesagt haben. Das Spiel SAUERBAUM von Johannes Tranelis stellt einen wichtigen Wendepunkt in der Entwicklung der kooperativen Spiele dar. Er widerlegt zwei Vorurteile, die immer wieder gegen kooperative Spiele vorgebracht werden: Sie hätten zu wenig Spannung, nicht zuletzt weil sie zu wenig Leistung abforderten, und würden sich nur für Kinder im Grund- und Vorschulalter eignen. Selbst Gegner der kooperativen Spielidee müssen zugestehen: SAUERBAUM ist ein spannendes Würfelspiel für Erwachsene und die ganze Familie.

Der Spielplan zeigt einen großen Baum, der vom sauren Regen bedroht ist. Er soll von den Spielern gerettet werden. Jeder würfelt mit vier Würfeln. Der große blaue Regenwürfel zeigt an, wieviel Tropfen es aus dem blauen Himmel in den Baum hineinregnet, mit drei grünen Würfeln wird ermittelt, wie weit der Spieler mit seiner Figur auf dem Spielbrett ziehen darf, um sie einzufangen. Beim Ziehen der Figur wird jede Zahl einzeln und in der vom Spieler bestimmten Reihenfolge bewegt. Es gilt, bei jedem Zug wirklich die optimale Zahl an Tropfen einzufangen, sonst haben die Spieler keine Chance, gegen den immer stärker werdenden sauren Regen zu gewinnen. Bei ihrem Versuch, die Regentropfen aus dem Baum zu holen, müssen die Spieler höllisch darauf achten, dass sie sich nicht zu weit in die Regenfront hineinwagen. Wird einer von ihnen eingeschlossen, müssen die anderen schleunigst versuchen, ihn wieder herauszuholen. Nur wenn in diesem Spiel alle zusammenhalten, können sie verhindern, dass der Regen in die Wurzeln des Baumes dringt und der Baum stirbt. In diesem Fall hätten alle Spieler verloren.

Bei SAUERBAUM stimmt einfach alles: die hervorragend durchstrukturierte, in sich bündige und zugleich überzeugende Spielidee, die klare Spielregel, die sorgfältig bearbeitete Grafik – der große Wurf. SAUERBAUM erhielt 1988 einstimmig den Sonderpreis für das beste kooperative Spiel, nachdem es schon im Vorjahr in der vom Autor selbst gefertigten Ausführung auf der „Auswahlliste“ gestanden hatte. Solche einmaligen Sonderpreise setzt die Jury nur bei besonders herausragenden Leistungen zusätzlich ein.